25. Januar 2023 / Weltnews

RKI-Chef Wieler: Aufarbeitung der Pandemie «unbedingt» nötig

Die Corona-Pandemie scheint inzwischen beherrschbar. Wie sind die getroffenen Schutzmaßnahmen im Nachhinein zu bewerten? Lothar Wieler, Noch-Chef des RKI, hält eine genaue Analyse für dringend geboten.

Lothar Wieler, Chef des RKI (Robert Koch-Institut), äußert sich im Haus der Bundespressekonferenz zum aktuellen Infektionsgeschehen.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) hält eine Aufarbeitung der Corona-Pandemie für geboten. «Unbedingt» müsse es eine solche Analyse geben, sagte Lothar Wieler in einem Interview der Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag). «Als Wissenschaftler will ich wissen: Welche Maßnahmen waren adäquat, welche Kosten-Nutzen-Effekte gab es?» Aber die Aufarbeitung müsse fundiert geschehen, «als saubere Analyse, denn wir müssen ja daraus für die Zukunft lernen».

Ähnlich sehen das offenbar auch die Menschen in Deutschland: Eine Umfrage im Auftrag der «Zeit» zeigt, dass eine Mehrheit der rund 2500 Befragten - 58 Prozent - sich für eine Aufarbeitung von Fehlentscheidungen im Umgang mit Corona ausspricht.

Auf die Wahrung der Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie angesprochen, sagte der RKI-Chef unter anderem: «Wir haben immer Empfehlungen abgegeben, mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung.» Es habe nie nur die Alternative gegeben: entweder wenige Tote oder Schulen offen halten. Der vorhandene Spielraum sei jedoch während der Pandemie «nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit» betrachtet worden.

Anfangs sei auch nicht bekannt gewesen, in welchem Maß Kinder an Corona erkranken und inwieweit sie von Langzeitfolgen betroffen seien, gab Wieler zu bedenken. «Wir mussten auch sie schützen.» Die Umsetzung sei Aufgabe der Politik und der Verantwortlichen vor Ort. «Und es war immer klar, dass jede Maßnahme Nebenwirkungen hat», sagte er der «Zeit». Nach eigenen Fehlern in der Pandemie gefragt, sagte Wieler, er habe auch aus Überlastung zu wenige Gespräche geführt, um die komplexen Geschehnisse besser einzuordnen.

Das RKI und das Bundesgesundheitsministerium hatten kürzlich bekanntgegeben, dass Wieler das Institut ab April verlässt. Was er künftig genau machen wird, sagte er auch in der «Zeit» nicht. Der Abschied vom RKI und der Zeitpunkt für diesen Schritt seien seine persönliche Entscheidung gewesen. Die Pandemie sei inzwischen beherrschbar. Das sei ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Und er wolle noch einmal etwas Neues machen.


Picture credit: © Wolfgang Kumm/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Getrübte Sicht: Saharastaub zieht über Deutschland
Weltnews

Selbst Sonnenlicht erscheint gelblich-trüb: Das Phänomen ist derzeit extrem ausgeprägt - allein über der Schweiz liegen 180.000 Tonnen Staubpartikel.

weiterlesen...
Polizei schreitet bei größeren Auseinandersetzungen in Bremen ein
Einsätze

Es gab Verletzte und vorläufige Festnahmen

weiterlesen...
Kleinkind stürzt ins Gleisbett: Bundespolizei greift ein
Einsätze

Ein 2-jähriges Mädchen stürzte aufgrund des hohen Reisendenaufkommens ins Gleisbett und landete mit dem Gesicht auf dem Schienenkopf

weiterlesen...

Neueste Artikel

Afghanistan startet landesweite Impfkampagne gegen Polio
Weltnews

Afghanistan zählt zu den wenigen Ländern, in denen sich noch Menschen mit dem Wildtyp des Kinderlähmungserregers anstecken. Dagegen soll nun geimpft werden - unter Aufsicht der Taliban.

weiterlesen...
Vogelgrippe bei Kühen überrascht Virologen
Weltnews

Das Vogelgrippevirus befällt weltweit immer mehr Säugetiere. Nun hat es Kühe in den USA erreicht und damit Nutztiere, mit denen viele Menschen Kontakt haben. Welche Gefahren birgt das?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Afghanistan startet landesweite Impfkampagne gegen Polio
Weltnews

Afghanistan zählt zu den wenigen Ländern, in denen sich noch Menschen mit dem Wildtyp des Kinderlähmungserregers anstecken. Dagegen soll nun geimpft werden - unter Aufsicht der Taliban.

weiterlesen...
Vogelgrippe bei Kühen überrascht Virologen
Weltnews

Das Vogelgrippevirus befällt weltweit immer mehr Säugetiere. Nun hat es Kühe in den USA erreicht und damit Nutztiere, mit denen viele Menschen Kontakt haben. Welche Gefahren birgt das?

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner