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Eines konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner heute veröffentlichten, vorläufigen Jahresbilanz schon feststellen: 2022 ist ein außergewöhnliches Wetterjahr gewesen. Mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius war das Jahr nicht nur deutlich zu warm, es liegt auch gleichauf mit dem bisherigen Rekordhalter 2018 und ist damit eines der zwei wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.Angesichts der ausgesprochen milden Temperaturen, die am Silvestertag erwartet werden und die im Süden auch die gänzlich unwinterliche 20-Grad-Marke knacken könnten, ist es nicht ausgeschlossen, dass das zu Ende gehende Jahr als das wärmste bisher in Deutschland gemessene in die meteorologischen Geschichtsbücher eingeht. Die dazu benötigten Daten liegen aber erst im Januar vor, wenn tatsächlich alle Daten des Jahres der rund 2000 DWD-Messstationen vorliegen.2022 gab es Sonne sattEin Rekord steht hingegen bereits fest: Mit durchschnittlich 2025 Sonnenstunden war das Jahr 2022 das sonnigste Jahr seit Messbeginn. Es lag etwa 30 Prozent über dem Referenzwert der Periode 1961 bis 1990 - in diesem Zeitraum wurden durchschnittlich 1544 Stunden Sonnenschein verzeichnet. Im Südwesten schien die Sonne in diesem Jahr sogar mehr als 2300 Stunden, während sie sich in den östlichen Mittelgebirgen mit unter 1800 Stunden seltener zeigte.In einigen Bundesländern ist der Rekordstatus des Jahres 2022 schon jetzt unangefochten, so war es etwa in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.Sonne satt und hohe Temperaturen - das wünschen sich Sommerurlauber. Klimaforscher dagegen beobachten die Entwicklung mit Sorge, zumal 2022 damit das zwölfte zu warme Jahr in Folge ist. «Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen», mahnte Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt. «Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran.»Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 zu warm, heißt es in der vorläufigen Jahresbilanz des DWD. Der August war im vieljährigen Vergleich der zweitwärmste und der Oktober mit 2001 sogar der wärmste entsprechende Monat. Mit der Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius liegt das Jahr 2022 um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung immerhin 1,2 Grad.Norddeutschland knackt die 40-Grad-MarkeZu dem Anstieg haben auch mehrere intensive Hitzewellen im Juni und Juli beigetragen, die europaweit zu Temperaturrekorden führten. Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur stammte eher untypisch aus dem Norden: Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedenthal ein Stationsrekord von 40,1 Grad verzeichnet. Den Jahrestiefstwert meldete die Station Heinersreuth-Vollhof im Landkreis Bayreuth am 18. Dezember mit minus 19,3 Grad.Rekordverdächtig geht das Jahr auch zu Ende. DWD-Sprecher Andreas Friedrich rechnete damit, dass die bisherigen Rekordwerte von 16,9 Grad, die im vergangenen Jahr in Freiburg verzeichnet wurden, «pulverisiert» werden. Am diesjährigen Silvester schließen die Meteorologen selbst eine Temperatur von 22 Grad in Freiburg nicht aus. «Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich einmal eine Vorhersage von mehr als 20 Grad an Silvester mache», sagte Friedrich. Doch wenn insbesondere im Südwesten eher Grill- als Glühweinwetter zu erwarten sei, sei das besorgniserregend und alarmierend. «Eine solche Wetterlage würde im April Temperaturen von mehr als 30 Grad bedeuten und im Juni oder Juli mehr als 40 Grad.»Starke regionale Unterschiede beim NiederschlagZu den Schattenseiten des reichlichen Sonnenscheins gehört im Jahr 2022 aber auch ein Niederschlagsdefizit von etwa 15 Prozent. Zwar waren die Monate Februar und September nach DWD-Angaben deutlich zu nass. Das sommerliche Niederschlagsloch, das ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 erreichte, führte jedoch zur geringsten Bodenfeuchte unter Gras seit 1961.Durchschnittlich fielen im Jahresverlauf rund 670 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Dabei gab es deutliche regionale Unterschiede. An den Alpen prasselten in den vergangenen zwölf Monaten 1500 bis 2000 Liter pro Quadratmeter nieder. Im Nordosten gingen dagegen die Niederschlagsmengen auf unter 500 Liter pro Quadratmeter zurück.Die höchste Summe an einem einzelnen Tag wurde am 19. August in Babenhausen im Unterallgäu mit 112,1 Litern pro Quadratmeter gemessen.Picture credit: © Felix Kästle/dpaCopyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten