6. Juni 2023 / Weltnews

Roth: Vorwürfe gegen Lindemann «ernst zu nehmen»

Schwere Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann stehen im Raum. Die Kulturstaatsministerin Roth fordert eine schnelle Aufklärung. Derweil stehen vier Konzerte von Rammstein in dieser Woche in München an.

Rammsteins Frontmann Till Lindemann 2022 in Düsseldorf.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat Übergriffe in der Kultur scharf verurteilt. «Patriarchales Mackertum und sexuelle Übergriffe haben in der Musikbranche, wie überhaupt in Kunst und Kultur und auch überall sonst, nichts mehr zu suchen», sagte die Grünen-Politikerin der dpa in Berlin.

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Die Band geht den Vorwürfen inzwischen nach. Auch dafür hat die Berliner Band nach dpa-Informationen nach dem Start der laufenden Tour in Vilnius in Litauen eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Zuvor hatten der WDR und die «Welt» über die Beauftragung der Kanzlei berichtet.

Ziel ist es demnach, die Sachlage aufzuklären. Dabei geht es etwa um den Einsatz von Drogen ohne Wissen der Beteiligten im Umfeld des Konzertes.

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. «Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne.» Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: «Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.» Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Roth: Vorwürfe schnell aufklären

«Diese Vorwürfe gegen Till Lindemann und Rammstein sind sehr ernst zu nehmen und müssen schnell und umfassend aufgeklärt werden», sagte Roth. Sie begrüße den Mut vieler junger Frauen, offen über ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu sprechen. Zugleich verurteile sie «die mitunter aggressiven und hämischen Reaktionen, mit denen diese mutigen Frauen in den sozialen Medien kritisiert und herabgewürdigt werden».

Solange die Vorwürfe im Raum stünden, solle dem präventiv konsequent entgegengewirkt werden. «Es ist ein wichtiger Schritt, dass es bei den Rammstein-Konzerten in München keine Row Zero und keine Aftershow-Party mehr geben wird», sagte Roth. «Das sollte auch für alle weiteren Konzerte gelten. Auch der Einsatz von Awareness-Teams wäre ein gute Maßnahme.» Die Row Zero (Reihe null) ist eine Fan-Reihe vor der Absperrung an der Bühne.

Vier Konzerte in München

Von Mittwoch an sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. Dort wurden bereits einige Veränderungen angekündigt: So soll es die sogenannte Reihe null in München nicht geben und auch keine Aftershow-Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, hat die Band auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die die Vorwürfe prüfen soll.

Um gegen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe in der Kultur- und Kreativszene wirkungsvoll vorzugehen, habe sie einen «Aktionsplan zur Förderung eines Kulturwandels gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in den Kultur- und Medienbranchen» vorgelegt, sagte Roth. «Ein Ziel dabei ist die Erarbeitung eines Verhaltenskodex' für die gesamte Kulturbranche.»

Solche Verhaltenskodizes solle es viel mehr in der Kultur- und Kreativszene geben. «Wir brauchen eine stärkere Sensibilisierung für Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe. Gerade männliche Stars sollten sich der Verantwortung bewusst sein, die mit ihrer Prominenz einhergeht.» Roth sieht dabei die Musikindustrie mit Labels, Verlagen, Festivals sowie Veranstalterinnen und Veranstalter in der Pflicht.


Bildnachweis: © Malte Krudewig/dpa
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