6. Dezember 2022 / Weltnews

Apothekerin: Kasse um eine halbe Million Euro betrogen

Mehr als 500.000 Euro sind durch Urkundenfälschung und Betrug erschlichen worden. Nun steht eine Pharmazeutin vor Gericht und zeigt sich geständig - verhandelt wird über das Strafmaß.

Akten liegen im Strafjustizzentrum auf dem Richtertisch.

Eine Apothekerin aus Schwaben soll Rezepte im Wert von mehr als einer halben Million Euro gefälscht und so eine Krankenkasse um diesen Betrag geschädigt haben. Die Pharmazeutin steht wegen Betrugs und Urkundenfälschung vor dem Augsburger Landgericht.

Zu Beginn des Gerichtsverfahrens gestand die 53-Jährige ihre Tat vollumfänglich. Verhandlungen der Verfahrensbeteiligten zur Höhe des Strafmaßes blieben aber zunächst ohne Ergebnis.

Die Angeklagte lebt im Oberallgäu und betrieb eine Apotheke in Neu-Ulm. Für die Fälschungen soll sie die Blankorezepte ihres Mannes, eines Zahnarztes, ohne dessen Wissen genutzt haben. Mit einem Stempel und einer falschen Unterschrift rechnete die Frau so teure Medikamente gegen Schuppenflechte ab, Spritzen die mehr als 4000 Euro pro Stück kosten. Einige Präparate benutzte sie nach eigenen Angaben allerdings auch zur Behandlung ihrer Hautkrankheit.

Da Zahnärzte diese Medikamente normalerweise nicht verschreiben, fielen die gefälschten Rezepte letztlich bei der Krankenkasse auf. Zuvor zahlte die Kasse allerdings rund 517.000 Euro aus.

Motiv war wirtschaftliche Situation

Als Motiv der Tat gab der Verteidiger die wirtschaftliche Situation der Angeklagten an. Schon bei ihren vorherigen Filialen soll sich die Überschuldung zugespitzt haben und die Apothekerin daher 2014 Insolvenz angemeldet haben. Dennoch habe die 53-Jährige im Jahr darauf eine neue Apotheke in Neu-Ulm eröffnet, die - auch wegen der alten Schulden - wenig Gewinn einbrachte. Um ihre finanziellen Löcher zu stopfen und die Angestellten weiter bezahlen zu können, habe sie sich dann selbst auf ihren eigenen Namen die Rezepte ausgestellt.

Auf Antrag der beiden Anwälte der Frau hatte das Gericht zunächst zusammen mit der Staatsanwältin ein Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen geführt, um sich eventuell auf eine Strafe zu einigen. Vor dem Hintergrund der persönlichen und wirtschaftlichen Situation der Angeklagten schlug die Verteidigung eine Gefängnisstrafe von höchstens zwei Jahren und drei Monaten vor. Die Anklage lehnte die Strafe jedoch als «unrealistisch» ab.

Die Frau hatte auf ihre Approbation bereits vor dem Gerichtstermin verzichtet, ihre Neu-Ulmer Apotheke ist nun geschlossen. Unabhängig davon wird in dem Verfahren auch ein Berufsverbot geprüft werden. Für den Prozess sind zunächst noch zwei weitere Verhandlungstage geplant, kommende Woche könnte ein Urteil verkündet werden.


Picture credit: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Getrübte Sicht: Saharastaub zieht über Deutschland
Weltnews

Selbst Sonnenlicht erscheint gelblich-trüb: Das Phänomen ist derzeit extrem ausgeprägt - allein über der Schweiz liegen 180.000 Tonnen Staubpartikel.

weiterlesen...
Polizei schreitet bei größeren Auseinandersetzungen in Bremen ein
Einsätze

Es gab Verletzte und vorläufige Festnahmen

weiterlesen...
Kleinkind stürzt ins Gleisbett: Bundespolizei greift ein
Einsätze

Ein 2-jähriges Mädchen stürzte aufgrund des hohen Reisendenaufkommens ins Gleisbett und landete mit dem Gesicht auf dem Schienenkopf

weiterlesen...

Neueste Artikel

Großeinsatz an Wuppertaler Gymnasium nach Notruf
Weltnews

Vor acht Wochen kam es in Wuppertal an einem Gymnasium zu einer Amoktat mit acht Verletzten. Jetzt gab es wieder einen Alarm an einer Schule. Die Abi-Prüfungen werden unterbrochen.

weiterlesen...
WHO empfiehlt nach Vogelgrippe-Fund pasteurisierte Milch
Weltnews

Nach der Entdeckung des Vogelgrippevirus in unpasteurisierter Milch in den USA taucht die Frage auf: wie sicher ist Milch? Die WHO empfiehlt pasteurisierte Produkte.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Großeinsatz an Wuppertaler Gymnasium nach Notruf
Weltnews

Vor acht Wochen kam es in Wuppertal an einem Gymnasium zu einer Amoktat mit acht Verletzten. Jetzt gab es wieder einen Alarm an einer Schule. Die Abi-Prüfungen werden unterbrochen.

weiterlesen...
WHO empfiehlt nach Vogelgrippe-Fund pasteurisierte Milch
Weltnews

Nach der Entdeckung des Vogelgrippevirus in unpasteurisierter Milch in den USA taucht die Frage auf: wie sicher ist Milch? Die WHO empfiehlt pasteurisierte Produkte.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner