20. September 2022 / Weltnews

Bisher älteste Opium-Spuren in antiker Grabstätte gefunden

Die psychoaktive Droge Opium wird seit jeher von Menschen verwendet. Forschende haben nun in Israel den bisher ältesten Nachweis dafür bei Ausgrabungen entdeckt. Die Spuren sind 3500 Jahre alt.

Ein Gefäß, das bei den Ausgrabungen in Tel Jehud gefunden wurde. Israelische Forscher haben in einer antiken Grabstätte rund 3500 Jahre alte Spuren von Opium gefunden.

Israelische Forscher haben in Keramikgefäßen in einer antiken Grabstätte rund 3500 Jahre alte Spuren von Opium gefunden. Es sei der früheste bekannte Hinweis auf menschlichen Opiumgebrauch, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Tel Aviver Universität, des Weizmann-Instituts und der israelischen Altertumsbehörde. Die damaligen Einwohner Kanaans hätten die psychoaktive Droge offenbar als «Beigabe für die Toten» verwendet, hieß es.

Die Keramikgefäße wurden den Angaben zufolge bei Ausgrabungen in Tel Jehud bei Tel Aviv gefunden. Dort befinden sich kanaanitische Gräber aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Die Gefäße mit Opium «wurden offenbar bei örtlichen Begräbnisritualen eingesetzt», heißt es in der Mitteilung. «Dieser aufregende Fund bestätigt historische Schriften und archäologische Annahmen, denen zufolge Opium und der Handel mit Opium eine zentrale Rolle in den Kulturen des Nahen Ostens spielten.» Die Gefäße, von denen einige in Zypern und einige vor Ort hergestellt worden waren, ähnelten in ihrer Form demnach einer Schlafmohnkapsel.

Ron Beeri von der Altertumsbehörde sagte, in Tel Jehud seien Hunderte Gräber aus dem 18. bis 13. Jahrhundert vor Christus entdeckt worden. Bei den meisten Verstorbenen handele es sich um erwachsene Männer und Frauen. Die Gefäße in den Gräbern seien für zeremonielle Mahlzeiten und Riten gebraucht worden. Man habe die Toten damals als Teilnehmer dieser Mahlzeiten am Grab gesehen. Möglicherweise hätten Angehörige während einer solchen Zeremonie selbst Opium genommen, um in Ekstase zu geraten, «im Versuch, die Geister ihrer verstorbenen Angehörigen zu erwecken». Alternativ sei möglich, «dass das Opium, das neben die Leiche platziert wurde, dem Geist des Verstorbenen helfen sollte, aus dem Grab aufzusteigen, als Vorbereitung auf ein Treffen mit Angehörigen im nächsten Leben».

Vanessa Linares von der Tel Aviver Universität sagte, es sei bisher «die einzige psychoaktive Droge aus dem späten Bronzezeitalter, die in der Levante gefunden wurde». 2020 hätten Forscher Cannabis-Spuren auf einem Altar in Tel Arad gefunden. Diese stammten jedoch aus der Eisenzeit und seien daher mehrere Jahrhunderte «jünger» als das Opium von Tel Jehud. Das Opium stamme offenbar aus dem Gebiet der heutigen Türkei und sei über Zypern nach Kanaan gebracht worden. «Dies zeigt, welche Bedeutung man der Droge beimaß», sagte Linares.


Bildnachweis: © Assaf Peretz/Israel Antiquities Authority/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

«Das reine Böse»: Teenager tötet vier Menschen an US-Schule
Weltnews

An einer Schule im US-Bundesstaat Georgia eröffnet ein Schütze das Feuer - vier Menschen werden getötet. Der mutmaßliche Täter ist erst 14 Jahre alt. Über sein Motiv wird gerätselt.

weiterlesen...
Dürre in Griechenland bringt Dorf in Stausee zum Vorschein
Weltnews

Selbst in Gegenden mit sonst reichlich Wasser sieht es in Griechenland schlecht aus: Brunnen und Seen trocknen aus, Flüsse und Bäche werden zu Rinnsalen. Die Trockenheit ist schlimm wie lange nicht.

weiterlesen...
Rockband Linkin Park ist mit neuer Sängerin zurück
Weltnews

Linkin Park feiern nach sieben Jahren mit «From Zero» ihr Comeback. Es ist das erste Album mit Emily Armstrong und Colin Brittain als neuen Bandmitgliedern.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Schiff sinkt im Kongo: Hunderte Tote befürchtet
Weltnews

In der Demokratischen Republik Kongo können die Menschen vielerorts lange Strecken nur auf Schiffen zurücklegen. Doch die Reise ist häufig gefährlich. In Goma sinkt eine Fähre kurz vor dem Anlegen.

weiterlesen...
«Gute Nachrichten» - Kein Marburg-Virus in Hamburg
Weltnews

Zwei Menschen kommen mit Verdacht auf das Marburg-Virus in eine Klinik in Hamburg. Es dauert Stunden bis klar ist, ob die Hansestadt als zweiter Fall in Deutschland in die Medizingeschichte eingeht.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Schiff sinkt im Kongo: Hunderte Tote befürchtet
Weltnews

In der Demokratischen Republik Kongo können die Menschen vielerorts lange Strecken nur auf Schiffen zurücklegen. Doch die Reise ist häufig gefährlich. In Goma sinkt eine Fähre kurz vor dem Anlegen.

weiterlesen...
«Gute Nachrichten» - Kein Marburg-Virus in Hamburg
Weltnews

Zwei Menschen kommen mit Verdacht auf das Marburg-Virus in eine Klinik in Hamburg. Es dauert Stunden bis klar ist, ob die Hansestadt als zweiter Fall in Deutschland in die Medizingeschichte eingeht.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner