25. April 2022 / Weltnews

Beschuldigter schweigt zu Angriff im Reisebus

Großeinsatz der Polizei, gesperrte Autobahn - das waren die Folgen eines Angriffs auf einen Fahrgast in einem Reisebus in Mittelfranken. Der Beschuldigte schweigt vor Gericht zu seinen Motiven.

Vollsperrung der A 9 nach dem Angriff in einem Reisebus.

Wahnvorstellungen sollen einen Fahrgast in einem Reisebus auf der Autobahn 9 dazu gebracht haben, einen schlafenden Mann anzugreifen.

Er habe diesen töten wollen, sagte Staatsanwalt Simon Kroier bei Prozessbeginn vor dem Landgericht in Nürnberg. Dieses soll nun entscheiden, ob der 30-Jährige in einer Psychiatrie untergebracht werden soll.

Der Angriff in dem Reisebus auf der Fahrt nach Belgrad hatte im vergangenen September für viel Aufsehen gesorgt. Die Polizei rückte mit zahlreichen Kräften aus, die Autobahn wurde bei Hilpoltstein in Mittelfranken voll gesperrt. Die Ermittler waren zunächst von einer bewaffneten Geiselnahme ausgegangen, was sich aber nicht bestätigte. Ein Spezialeinsatzkommando nahm den 30-Jährigen schließlich fest.

«Ich denke, es war auch ein Problem der Sprachbarriere am Anfang», sagte der Ermittlungsleiter der Kriminalpolizei vor Gericht. Eine der serbischen Reisenden hatte den Notruf gewählt. Sie habe wenig Deutsch gesprochen, sei sehr aufgeregt gewesen, und im Bus sei die ganze Zeit Geschrei im Hintergrund gewesen.

Am Telefon habe die Frau von einem Terroristen gesprochen. Heute gehe er davon aus, dass es an ihren geringen Deutschkenntnissen gelegen und sie eigentlich Angreifer gemeint habe, sagte der Ermittler. Damals seien die Einsatzkräfte deshalb vom schlimmsten ausgegangen, also einem möglichen Attentat mit Geiselnahme.

In der Psychatrie

Der Verdächtige kam nach seiner Festnahme in eine Psychiatrie - und soll dort nach Ansicht der Staatsanwaltschaft bleiben. Die Anklagebehörde sieht in dem Serben eine Gefahr für die Allgemeinheit. Er leide unter einer schizophrenen Psychose und sei zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig gewesen, sagte Kroier. Es sei zu erwarten, dass der Mann aufgrund seines Zustands weitere Straftaten begehe.

Den Ermittlungen zufolge hatte der Verdächtige am 21. September 2021 einen mehrere Sitzreihen vor sich schlafenden 20-Jährigen unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Dieser fiel dadurch zu Boden. Danach soll der 30-Jährige den jungen Mann mehrmals gegen den Kopf getreten und verletzt haben. Einer Frau, die dem Opfer zur Hilfe eilte, soll er ins Gesicht geschlagen haben. Zwei Busfahrer konnten den Angreifer schließlich wegdrängen.

«Er wusste, dass die von ihm wuchtig ausgeführten Tritte gegen den Kopf geeignet waren, den Geschädigten zu töten», sagte Kroier. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten deshalb versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Dieser äußerte sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen.

In einem Brief an seine Familie, der im Prozess verlesen wurde, räumte er den Angriff allerdings ein. Darin schrieb er, er habe tatsächlich versucht, den 20-Jährigen zu töten, weil dieser ihn habe töten wollen. Was ihn zu dieser Annahme trieb, können die Ermittler nicht sagen: Beide Männer waren zwar in Frankfurt in den Bus gestiegen, kannten sich aber vorher nicht.


Bildnachweis: © Ralph Goppelt/Vifogra/dpa
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