9. Januar 2024 / Weltnews

2023 war fast 1,5 Grad wärmer als vorindustrielles Mittel

Der Planet heizt sich weiter und weiter auf. Als Folge fällt ein Temperaturrekord nach dem anderen. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus warnt eindringlich.

Wissenschaftler warnen eindringlich vor den unumkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung.

Das vergangene Jahr war dem EU-Klimawandeldienst Copernicus zufolge 1,48 Grad wärmer als im weltweiten vorindustriellen Mittel. «Es ist wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100.000 Jahren», sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), bei der Vorstellung des Berichts «Global Climate Highlights 2023».

Dass das Jahr das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1850 war, hatte Copernicus bereits im Dezember mitgeteilt. Klimaforschende können das Klima in der Vergangenheit indirekt etwa aus Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruieren.

Es sei davon auszugehen, dass noch im Januar oder Februar ein Zeitraum von dann 12 Monaten über der 1,5-Grad-Schwelle liege, verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900, hieß es nun. Fachleute halten es durchaus für möglich, dass 2024 noch wärmer wird und das Gesamtjahr erstmals die 1,5 Grad-Schwelle reißen könnte. Das heißt aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.

Die Ozeane waren viel zu warm

Die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 betrug Copernicus zufolge 14,98 Grad Celsius und lag damit 0,17 Grad höher als im bisherigen Rekordjahr 2016. Im vergangenen Jahr habe zum ersten Mal jeder Tag des Jahres mindestens ein Grad über dem vorindustriellen Niveau gelegen, an zwei Tagen im November waren es sogar mehr als zwei Grad. Von Juni bis Dezember sei jeder Monat wärmer als die bisher gemessenen Rekordwerte für den jeweiligen Monat gewesen. Europa erlebte das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

«Eine entscheidende Ursache für die ungewöhnlichen Lufttemperaturen im Jahr 2023 waren die beispiellos hohen Oberflächentemperaturen der Ozeane», heißt es von Copernicus. Hauptgrund für die warmen Meere sei der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Ein weiterer Faktor sei das wiederkehrende Wetterphänomen El Niño, das im vergangenen Jahr begann. Es heizt alle paar Jahre den Pazifik auf. Insgesamt hätten die globalen Meeresoberflächen-Temperaturen von April bis Dezember Rekordwerte für diesen Zeitraum erreicht.

Das aktuelle El-Niño-Ereignis werde voraussichtlich in diesem oder im kommenden Monat seinen Höhepunkt erreichen, sagte Burgess. Die Auswirkungen werden sich demnach aber wohl noch weiter in das Jahr hinein zeigen. «Wir wissen, dass die Auswirkungen von El Niño auf globale Temperaturen normalerweise im zweiten Jahr des Ereignisses stärker sind als im ersten», sagte Burgess.

Dekarbonisierung muss vorangetrieben werden

«Die extremen Ereignisse, die wir in den letzten Monaten beobachtet haben, sind ein dramatisches Zeugnis dafür, wie weit wir uns von dem Klima entfernt haben, in dem unsere Zivilisation bisher florierte», sagte C3S-Direktor Carlo Buontempo. Noch nie sei die Menschheit mit einem solchen Klima konfrontiert gewesen. Angesichts des bisherigen Entwicklungsverlaufs werde das Rekordjahr 2023 wahrscheinlich in ein paar Jahren als kaltes Jahr gelten, sagte Buontempo am Dienstag und forderte, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen.


Bildnachweis: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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