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Sie piepsen und sollen Jugendliche vertreiben: Störgeräuschsender werden in einigen Ländern in Europa und auch in deutschen Städten eingesetzt. Das akustische Signal, das die Anlagen abgeben, liegt nach Angaben des vertreibenden Unternehmens im Bereich zwischen 16 und 18 Kilohertz. Das können demnach nur Jugendliche und Erwachsene bis etwa 25 Jahre hören. Ein Prinzip, das man vom Marderschreck kennt. Das «ZDF Magazin Royale» hatte die Geräte kürzlich in einem Beitrag thematisiert und damit eine öffentliche Debatte ausgelöst.Piepton gegen VandalismusIn Freiberg am Neckar nahe Stuttgart sind zwei solche Anlagen seit März 2021 im Einsatz. Sie befinden sich auf dem öffentlich nicht zugänglichen Gelände der Kasteneck-Grundschule. «Die Geräte wurden dort angebracht, weil sich Jugendliche abends und nachts immer wieder - unerlaubterweise - Zutritt zum nicht öffentlich zugänglichen Gelände verschafft haben und es zu wiederholten, erheblichen Sachschäden durch Vandalismus kam», erklärt eine Sprecherin der Stadt. Vier Fälle von massivem Vandalismus habe es dort zwischen Mai 2020 und März 2021 gegeben. Seit der Inbetriebnahme der Anlagen seien die Vorfälle im Eingangsbereich deutlich zurückgegangen. Aber: «Auch nach dem Einbau der Geräte gibt es noch Vermüllung und Fälle von Vandalismus auf dem weitläufigen Schulgelände», sagt die Sprecherin.In Freiberg am Neckar sollen die Geräte auch in Zukunft im Einsatz sein, sagt die Sprecherin. Andernorts werden sie abgebaut. Im Kreis Reutlingen war nach Angaben des Landratsamts eine Anlage des inzwischen bekannten Produkts «Mosquito» im Innenhof einer beruflichen Schule installiert. Ende März sei sie nach einer Anfrage des ZDF abmontiert worden. Auch dort war laut Landratsamt Vandalismus Hintergrund der Montage.«Gesellschaftlich hochgradig problematisch»Kritik an solchen Maßnahmen kommt etwa von der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork mit Sitz in Stuttgart. «Gesellschaftlich ist doch hochgradig problematisch, dass junge Menschen – vor allem an ihren Trefforten – als Problem gesehen werden», sagt die geschäftsführende Referentin Christiane Hillig. Ebenso problematisch sei, dass Jugendliche in einem Atemzug mit Vandalismus genannt würden. «Hier wird ein Bild gezeichnet, dass wohl dazu führt, dass vor Ort nicht gemeinsam mit jungen Menschen nach Lösungen gesucht wird, sondern diese einzig und allein von Plätzen vertrieben werden sollen.» Die Störgeräuschsender sind nach Ansicht der Landesarbeitsgemeinschaft keine angemessene Reaktion auf wahrgenommene Störungen im öffentlichen Raum. Das sieht der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) ähnlich. «Aus Sicht des KVJS-Landesjugendamts werden Vergrämungs- und Verdrängungsmethoden aus pädagogischer Sicht nicht als sinnvoll, sondern eher als kontraproduktiv erachtet, da sie wegen des Gefühls der Zurückweisung bei jungen Menschen Gegenreaktionen provozieren können», erklärt eine Sprecherin. Eine sinnvolle Vorgehensweise gegen Vandalismus sei Akzeptanz und Einbezug von Jugendlichen in den öffentlichen Raum. Beispielhaft führt sie den Masterplan Jugendräume der Stadt Stuttgart an. Er dient der Entwicklung von öffentlichen Flächen für Jugendliche.«Lärmbelästigung ist ein ernstes Problem»Donald van der Laan dagegen sieht in dem Störgeräuschsender «Mosquito» dagegen eine Lösung für ein ernsthaftes Problem von Anwohnern. «Lärmbelästigung ist ein ernstes Problem», sagt der Geschäftsführer der Rhine Consulting Group BV. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden hat nach eigenen Angaben exklusiv den Vertrieb der Geräte im deutschsprachigen Raum übernommen. In Deutschland habe das Unternehmen seit 2016 «mehrere Hundert» der Geräte verkauft, sagt van der Laan. Kunden seien etwa Kommunen, Schulen, oder Banken mit Parkanlagen. In den Niederlanden seien die Geräte deutlich stärker verbreitet. In allen Märkten sei die Nachfrage in der Zeit der Pandemie gestiegen, schildert der Geschäftsführer. Eine «Mosquito»-Anlage koste samt Installation rund 1300 Euro. Das Gerät wurde demnach 2005 in England entwickelt. Seitdem sei es auch weiterentwickelt worden, sagt van der Laan. Anfangs habe man – wie im Kreis Reutlingen – mit einer Zeitschaltuhr gearbeitet. Dann habe man Bewegungsmelder genutzt, die das Signal auslösen. «Der bewertet aber nur die Bewegung, nicht das Benehmen», sagt van der Laan selbst. In Rotterdam haben Anwohner dem Geschäftsführer zufolge inzwischen die Möglichkeit, die Geräte per Anruf für eine Dauer von 15 Minuten einzuschalten. «Die Jugendlichen können dann gehen oder sich so benehmen, dass die Geräte nicht mehr gebraucht werden.» Bildnachweis: © Julian Rettig/dpaCopyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten