3. September 2024 / Weltnews

Tod von zwei Ukrainerinnen - Mordanklage gegen Ehepaar

Ein Ehepaar soll eine 27-Jährige und ihre Mutter getötet haben, um das Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben.

Anfang März wurde die Leiche der 27-jährigen Mutter des Babys am Rheinufer bei Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) gefunden. (Archivbild)

Im Fall zweier getöteter Ukrainerinnen in Nordbaden hat die Staatsanwaltschaft Mannheim Anklage gegen ein Ehepaar wegen Mordes erhoben. Die Frau und ihr Mann sollen demnach im März die 27-Jährige und ihre 51-jährige Mutter getötet haben, um das damals fünf Wochen alte Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben. Daher wird den beiden auch die Entziehung Minderjähriger vorgeworfen. 

Das Motiv für die Tat war laut Staatsanwaltschaft, dass die 44-Jährige und ihr 43 Jahre alter Mann aus Sandhausen bei Heidelberg seit Längerem den unerfüllten Wunsch nach einer gemeinsamen Tochter gehegt hätten. Spätestens im März 2023 hätten sich die beiden Deutschen damit befasst, ein neugeborenes Mädchen zu entführen und als ihres auszugeben. 

Ehefrau soll gezielt Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht haben

Die Ehefrau habe deswegen gezielt Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht und sei einer Telegram-Gruppe zu deren Unterstützung beigetreten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dadurch habe sie die 27-Jährige kennengelernt, die dort nach Hilfe beim Übersetzen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter gesucht habe. Die Mutter, die Großmutter und das Baby waren zum Tatzeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht.

Spätestens nach der Geburt des Babys im Februar soll das Ehepaar den Entschluss gefasst haben, Mutter und Großmutter zu töten, um das Baby als das eigene auszugeben. Dafür sollen die mutmaßlichen Täter den beiden Frauen bei einem Restaurantbesuch am 6. März zunächst heimlich sedierende Medikamente verabreicht haben. 

Sie behaupteten, die Großmutter ins Krankenhaus zu bringen

Als sich die 51-Jährige daraufhin unwohl fühlte, brachte das Ehepaar nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die 27-Jährige und das Baby zunächst nach Hause. Sie behaupteten, die Großmutter anschließend ins Krankenhaus bringen zu wollen. Stattdessen hätten sie sie zu einem Anglersee bei Bad Schönborn (Landkreis Karlsruhe) gefahren. Der Mann habe der Frau mit einem unbekannten Gegenstand mehrfach auf den Kopf geschlagen und sie im See versenkt. Sie sei an den Kopfverletzungen gestorben. 

Anschließend soll das Ehepaar die 27-Jährige und ihr Baby unter dem Vorwand, die Mutter habe einen Herzinfarkt erlitten und sei im Krankenhaus, abgeholt haben. Sie seien laut Staatsanwaltschaft nach Hockenheim in die Nähe des Rheindamms gefahren. Dort habe ebenfalls der Mann die junge Frau erschlagen. Das Ehepaar zündete die Leiche demnach an und fuhr mit dem Säugling nach Hause. 

Ermittler fanden das Baby bei dem Ehepaar - unversehrt

Am 7. März entdeckte ein Passant die Leiche der 27-Jährigen am Rheinufer. Am 13. März nahm die Polizei das Paar fest, bei dem die Ermittler das Baby unversehrt fanden. Am 19. März fanden Polizeitaucher die Leiche der Großmutter in dem See. Das Ehepaar befindet sich laut Staatsanwaltschaft weiter in Untersuchungshaft. Es hat sich demnach bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. 

Das mittlerweile rund sieben Monate alte Baby lebte anschließend mehrere Monate bei einer Pflegefamilie. Im Frühsommer übernahm die Tante - die heute 21 Jahre alte Schwester der Getöteten - die Vormundschaft für das Mädchen. Ende Juni kehrte sie mit dem Baby in die Ukraine zurück, wie der Anwalt der jungen Frau sagte. Die Adoption des Mädchens sei dort beantragt, das Verfahren könne aber Monate dauern. 

 

 

 

 

 

 


Bildnachweis: © René Priebe/pr-video/dpa
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