13. März 2022 / Weltnews

Telefonseelsorge: Viele Anrufer haben Angst wegen des Kriegs

Wer jemanden zum Reden braucht, kann bei der Telefonseelsorge anrufen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nimmt dieses Thema bei der Beratung großen Raum ein. Viele Menschen machen sich Sorgen.

Menschen jeden Alters äußern bei der Telefonseelsorge Ängste wegen des Ukraine-Krieges.

Wegen des Kriegs in der Ukraine rufen viele Menschen bei der Telefonseelsorge an.

Nahezu jedes fünfte Gespräch drehe sich um dieses Thema, sagte Ludger Storch, Leiter der Telefonseelsorge Bochum, der Deutschen Presse-Agentur. Etwa ein Drittel dieser Anrufer äußerten starke Ängste oder hätten Panikattacken, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Statistik.

«Hauptsächlich geht es dabei um die Angst, dass der Krieg auch zu uns herüberkommt und unser Leben zerstört», sagte Annelie Bracke, Leiterin der katholischen Telefonseelsorge in Köln. Manche Anrufer hätten konkrete Bilder vor sich, etwa dass ihre Wohnung zerbombt oder ihre Liebsten getötet werden könnten. «Viele empfinden ein Ohnmachtsgefühl, weil sie nicht wissen, wie sich der Krieg weiterentwickelt.»

Bei den Anrufern handele es sich um Menschen jeden Alters, sagte Bracke. Es seien viele jüngere Menschen, die Zukunftsängste hätten, teilweise aber auch ältere Leute, die sich nun an eigene Kriegserlebnisse erinnert fühlten.

Storch: Wichtig, Ängste auszusprechen

Schon unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar hätten sich zahlreiche Anrufer bei der Telefonseelsorge gemeldet, sagte Storch. In den ersten Tagen ging es demnach in einem Viertel der Gespräche um dieses Thema, inzwischen seien es noch etwa 18 Prozent. Die Zahl von Menschen, die per Chat oder E-Mail Rat suchten, sei deutlich gestiegen. «Hauptsächlich melden sich Leute, die keine Möglichkeit haben, mit jemand anderem darüber zu sprechen», sagte Storch.

«Bei Ängsten ist es generell wichtig, dass man sie ausspricht», erklärte Bracke. «Das entlastet schon mal.» Für die Berater und Beraterinnen stehe das aktive Zuhören im Vordergrund. «Die Sorgen dürfen nicht beschwichtigt, sondern müssen ernst genommen werden.» Wer wegen der Ukraine-Krise große Angst verspüre, solle nicht den ganzen Tag pausenlos Nachrichten schauen, riet Bracke. Alltagsroutinen könnten helfen, sich abzulenken.


Bildnachweis: © Daniel Reinhardt/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Getrübte Sicht: Saharastaub zieht über Deutschland
Weltnews

Selbst Sonnenlicht erscheint gelblich-trüb: Das Phänomen ist derzeit extrem ausgeprägt - allein über der Schweiz liegen 180.000 Tonnen Staubpartikel.

weiterlesen...
Polizei schreitet bei größeren Auseinandersetzungen in Bremen ein
Einsätze

Es gab Verletzte und vorläufige Festnahmen

weiterlesen...
Kleinkind stürzt ins Gleisbett: Bundespolizei greift ein
Einsätze

Ein 2-jähriges Mädchen stürzte aufgrund des hohen Reisendenaufkommens ins Gleisbett und landete mit dem Gesicht auf dem Schienenkopf

weiterlesen...

Neueste Artikel

Zugunglück mit zwei Toten: Ermittlungen vor dem Abschluss
Weltnews

Vor fast einem Jahr kamen bei einem Zugunglück nahe Köln zwei Arbeiter ums Leben. Die Strecke war zum Unfallzeitpunkt noch nicht gesperrt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

weiterlesen...
Regulierung von Leih-E-Tretrollern - Was wo getan wird
Weltnews

Gelsenkirchen verbannt E-Tretroller zum Ausleihen. Auch wenn der Streit darum noch weitergehen dürfte, stellt sich die Frage: Wie gehen andere deutsche Städte mit den E-Scootern um?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Zugunglück mit zwei Toten: Ermittlungen vor dem Abschluss
Weltnews

Vor fast einem Jahr kamen bei einem Zugunglück nahe Köln zwei Arbeiter ums Leben. Die Strecke war zum Unfallzeitpunkt noch nicht gesperrt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

weiterlesen...
Regulierung von Leih-E-Tretrollern - Was wo getan wird
Weltnews

Gelsenkirchen verbannt E-Tretroller zum Ausleihen. Auch wenn der Streit darum noch weitergehen dürfte, stellt sich die Frage: Wie gehen andere deutsche Städte mit den E-Scootern um?

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner