12. April 2022 / Weltnews

Südafrikas Küstenprovinzen versinken im Wasser

Südafrikas Küstenregionen bereiteten sich auf den Osteransturm in- und ausländischer Touristen vor. Doch dann kam das Chaos. Ganze Regionen stehen nach heftigem Dauerregen unter Wasser.

Gestrandete Menschen stehen nach ungewöhnlich heftigen Niederschlägen vor einer weggeschwemmten Brücke in Durban.

Überschwemmte Verkehrswege, eingestürzte Häuser und Brücken, Schlammlawinen, reißende Wasserströme: In Südafrikas Küstenregion haben ungewöhnlich heftige Niederschläge Chaos, Verwüstung und Todesfälle verursacht.

«Wir waren alle überrascht von der Heftigkeit dieses Sturms», sagte am Dienstag der Bürgermeister der Ethikwini-Region rund um Hafenstadt Durban, Mxolisi Kaunda. «Es gibt sehr viele Schäden, die Fluten sind überall.» Die Stadt habe Gemeindezentren als Notunterkünfte für Flutopfer geöffnet. Priorität habe jetzt aber zunächst die Rettung von Menschenleben.

«Hier herrscht ringsum das nackte Chaos», berichtet Chris Schädle, der deutsche Eigner vom «Siggi's» Restaurant in Salt Rock. Der kleine südafrikanische Küstenort liegt am Indischen Ozean, nicht weit von der mit Bremen partnerschaftlich verbundenen Hafenstadt Durban entfernt. Schädles Personal musste in der Nacht zum Dienstag im Restaurant übernachten, da eine weggeschwemmte Brücke eine Verbindungsstraße blockierte.

200 Milliliter Niederschlag in 24 Stunden

Rund 200 Millimeter Niederschläge ergossen sich innerhalb von 24 Stunden über der Region, berichtete André de Ruyter vom Stromkonzern Eskom am Dienstag. Erschwert wurde die Situation durch Stromausfälle, Erdrutsche, aber auch eine veraltete Infrastruktur, die die enormen Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnte.

Die Stromausfälle, so de Ruyter, ließen sich erst beheben, wenn der Dauerregen stoppt. «Da die Überflutungen noch andauern, sind wir mit einer ersten Bestandsaufnahme der Schäden befasst.» Obwohl die noch weitgehend unklar sind, gingen Medien des Landes von mindestens 20 Toten aus. Befürchtet werden zudem Sachschäden in Millionenhöhe. Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt, um bei der Nothilfe zu unterstützen. Auch aus anderen Provinzen wurde Hilfe angefordert.

Laut Behördenangaben vom Dienstagmorgen gab es zahlreiche Erdrutsche, viele wichtige Verbindungsstraßen stehen unter Wasser. In den sozialen Medien zeigten Anwohner Videos von reißenden Wasserströmen in Häusern und Siedlungen sowie Bilder feststeckender Lastwagen oder Personenwagen, die von den Wassermassen weggerissen wurden.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, angesichts anhaltender Niederschläge in den Wohnungen zu bleiben, aber tiefer gelegene Regionen zu verlassen. Bereits zu Jahresbeginn hatte es Überschwemmungen gegeben. «Aber so heftig wie jetzt - das gab es hier noch nicht», meinte Schädle.

Weiterer Regen erwartet

Das Land an der Südspitze Afrikas befindet sich aktuell im Griff einer Extremwetterlage, die in kürzester Zeit unverhältnismäßig viel Feuchtigkeit mit sich bringt. Weitere Niederschläge wurden für die zweite Hälfte der Woche angekündigt.

Die Provinz KwaZulu-Natal befindet sich am Indischen Ozean und grenzt an Niedersachsens Partnerprovinz, die Ostkap-Provinz. Dort sind auch mehrere deutsche Automobil-Unternehmen und Zulieferfirmen angesiedelt.

In den betroffenen Küstenorten, in denen viele Südafrikaner, aber auch Ausländer Ferienwohnungen haben, schossen am Dienstag aus tiefer gelegenen Apartments rauschende Wasserfontänen über Balkone ins Freie. Die Küstenprovinz KwaZulu-Natal ist eine der wichtigsten Urlaubsdestinationen im Land, die sich schon auf den traditionellen Osteransturm in- und ausländischer Touristen vorbereitete.

Dort leben auch die sogenannten Springbock-Deutschen - deutschstämmige Südafrikaner, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts auch in der heutigen Provinz KwaZulu-Natal angesiedelt haben. Auf etwa 15.000 schätzt der Hamburger Schiffsmakler und deutsche Konsul Malte Kersten die Zahl dieser Südafrikaner in Orten wie Braunschweig, Augsburg, New-Germany oder New-Hanover.

Das landeinwärts gelegene Hermannsburg wurde einst von Missionaren aus dem gleichnamigen Ort in der Lüneburger Heide begründet, es ist heute Sitz einer Schule und eines Museums. Zu den Springbock-Deutschen kommen laut Kersten 5000 in der Provinz lebende Deutsche.


Bildnachweis: © Uncredited/AP/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

«Das reine Böse»: Teenager tötet vier Menschen an US-Schule
Weltnews

An einer Schule im US-Bundesstaat Georgia eröffnet ein Schütze das Feuer - vier Menschen werden getötet. Der mutmaßliche Täter ist erst 14 Jahre alt. Über sein Motiv wird gerätselt.

weiterlesen...
Dürre in Griechenland bringt Dorf in Stausee zum Vorschein
Weltnews

Selbst in Gegenden mit sonst reichlich Wasser sieht es in Griechenland schlecht aus: Brunnen und Seen trocknen aus, Flüsse und Bäche werden zu Rinnsalen. Die Trockenheit ist schlimm wie lange nicht.

weiterlesen...
Rockband Linkin Park ist mit neuer Sängerin zurück
Weltnews

Linkin Park feiern nach sieben Jahren mit «From Zero» ihr Comeback. Es ist das erste Album mit Emily Armstrong und Colin Brittain als neuen Bandmitgliedern.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Erdrutsche und Hochwasser in Bosnien-Herzegowina - 18 Tote
Weltnews

Starkregen hat die Flüsse in der Umgebung von Mostar anschwellen lassen. Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt. Ein Ort wurde von Schlamm bedeckt. Katastrophenschützer suchen nach Vermissten.

weiterlesen...
Vergewaltigung eines Touristen in U-Bahnhof: Vier Jahre Haft
Weltnews

Für die Vergewaltigung eines volltrunkenen Touristen in einer Münchner U-Bahnstation hat der Angeklagte nun eine Gefängnisstrafe kassiert. Der Richter bescheinigte ihm eine Tat «quasi im Vorbeigehen».

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Erdrutsche und Hochwasser in Bosnien-Herzegowina - 18 Tote
Weltnews

Starkregen hat die Flüsse in der Umgebung von Mostar anschwellen lassen. Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt. Ein Ort wurde von Schlamm bedeckt. Katastrophenschützer suchen nach Vermissten.

weiterlesen...
Vergewaltigung eines Touristen in U-Bahnhof: Vier Jahre Haft
Weltnews

Für die Vergewaltigung eines volltrunkenen Touristen in einer Münchner U-Bahnstation hat der Angeklagte nun eine Gefängnisstrafe kassiert. Der Richter bescheinigte ihm eine Tat «quasi im Vorbeigehen».

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner