22. September 2023 / Weltnews

Sonde «Osiris-Rex» soll Asteroiden-Probe über Erde abwerfen

Schon die Entnahme der Probe vom Asteroiden Bennu war spektakulär - jetzt soll sie ähnlich spektakulär zurückgebracht werden: Abgeworfen von «Osiris-Rex» soll die Kapsel in der Wüste Utahs landen.

Nasa-Raumsonde Osiris-Rex soll die Probe von einem Asteroiden über der Erde abwerfen.

Eine Kapsel aus einer Sonde abzuwerfen sei ein bisschen wie Darts spielen - allerdings auf einem Basketballfeld, sagt Nasa-Manager Rich Burns. Am Sonntag soll in rund 102.000 Kilometern Höhe die Nasa-Sonde «Osiris-Rex» die Probe vom Asteroiden Bennu über der Wüste des US-Bundesstaats Utah loslassen.

Stunden später soll die Kapsel geschützt von einem Hitzeschild in die Erdatmosphäre eintreten und rund 13 Minuten später mithilfe von Fallschirmen auf einem etwa 58 mal 14 Kilometer großen Gebiet aufsetzen. «Das ist in etwa so als würde man einen Dartpfeil über ein Basketballfeld werfen und auf der anderen Seite das Bullauge treffen», sagt Burns.

Sollte alles klappen, dann wäre es die erste erfolgreich zur Erde gebrachte Probe eines Asteroiden in der Geschichte der Nasa - und die wohl größte jemals entnommene solche Probe überhaupt. «Ein Stück Sonnensystem-Geschichte», wie Nasa-Wissenschaftlerin Nicola Fox sagt.

Sie und ihre Kollegen und Kolleginnen schätzen, dass sich rund 250 Gramm Staub und Geröll in der Kapsel befinden, die einen Durchmesser von etwa 81 Zentimetern hat, rund 46 Kilogramm schwer ist und vom Aussehen her an eine Art Salatschüssel mit hohem Deckel erinnert. 2005 war die japanische Raumsonde «Hayabusa» auf einem Asteroiden gelandet. Sie brachte 2010 die ersten je gesammelten Bodenproben eines solchen Himmelskörpers zur Erde. Es gab noch weitere Flüge zu Asteroiden, doch keine weitere Sonde hat bislang Material zur Erde zurückgebracht.

Spektakuläre Entnahme der Probe

Schon die Entnahme der Probe durch «Osiris-Rex» (die Abkürzung steht für: Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith Explorer) im Oktober 2020 war ein kompliziertes und spektakuläres mehrstündiges Manöver: Die 2016 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet Sonde hatte ihren Platz in der Umlaufbahn von Bennu vorübergehend verlassen und sich ihm bis auf wenige Meter genähert. Mit einer Art Roboter-Arm berührte sie die Oberfläche des Asteroiden etwa fünf Sekunden lang und stieß dabei unter Druck gesetzten Stickstoff aus, um Probenmaterial aufzuwirbeln, das dann aufgesaugt wurde.

Prompt passierte bei dem komplexen und zweifach zuvor geübten Vorgang auch eine Panne: Der Deckel des Auffangbehälters wurde von größeren Steinen leicht aufgestemmt, so dass Teile der Probe entweichen konnten. Die Nasa-Wissenschaftler gehen aber trotzdem davon aus, dass ausreichend Material im Auffangbehälter steckt.

Nach der Landung soll die Probe in das Johnson Space Center der Nasa in Houston im Bundesstaat Texas für Untersuchungen gebracht werden. Der tiefschwarze Bennu, benannt nach einer antiken ägyptischen Gottheit, hat einen Durchmesser von rund 550 Metern und könnte der Erde in gut 150 Jahren recht nahe kommen. Auch wenn das Einschlagrisiko sehr gering ist, zählt die Nasa Bennu zu den gefährlichsten derzeit bekannten Asteroiden - und will ihn deshalb ganz genau erforschen.

Neue Aufgaben warten auf «Osiris-Rex»

Zudem erhoffen sich die Wissenschaftler von der rund eine Milliarde Dollar teuren «Osiris-Rex»-Mission Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren, denn Asteroiden sind Überbleibsel davon. Anfang Oktober soll mit «Psyche» schon die nächste Nasa-Sonde zu einem Asteroiden aufbrechen.

Die etwa sechs Meter lange und 2100 Kilogramm schwere «Osiris-Rex»-Sonde hat schon wieder neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Sie soll nach dem Abwurf direkt weiterfliegen zum nächsten Asteroiden, diesmal zu Apophis. Der Asteroid mit einem Durchmesser von rund 370 Metern wird 2029 Berechnungen zufolge in rund 32.000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeifliegen und könnte so erstmals aus der Nähe erforscht werden. «Osiris-Rex» bekommt für die Anschlussmission auch einen neuen Namen: «Osiris-Apex».


Bildnachweis: © ---/Nasa/dpa
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