31. Oktober 2024 / Weltnews

Riesenhamsterratten erschnüffeln Elfenbein und Hörner

Sie können bereits Sprengstoff und Tuberkulose aufspüren. Jetzt werden Riesenhamsterratten in Tansania trainiert, um Wildtier-Schmugglern auf die Spur zu kommen.

Acht der elf getesteten Ratten waren am Ende in der Lage, vier häufig geschmuggelte Arten zu identifizieren.

Sie können nicht gut sehen. Dafür ist ihr Geruchssinn extrem ausgeprägt. Der ermöglicht es afrikanischen Riesenhamsterratten, Teile von geschmuggelten Wildtieren und illegal gehandelten Pflanzen zu erschnüffeln, wie Wissenschaftler im Fachmagazin «Frontiers in Conservation Science» berichten. 

Mit ihrer guten Nase sollen die Riesenhamsterratten (Cricetomys ansorgei) dabei helfen, Schmugglern auf die Fährte zu kommen und bedrohte Arten zu schützen. Dabei geht es beispielsweise um das Elfenbein von Elefanten, das Horn von Nashörnern und die Schuppen von Pangolinen. Auch Afrikanisches Schwarzholz können die Ratten erkennen.

Andere Gerüche stören die Nager nicht

Die Studie mit elf Riesenhamsterratten zeige, dass die Nager in der Lage seien, geschmuggelte Teile aufzuspüren, selbst wenn sie inmitten anderer Substanzen versteckt seien, sagte Co-Autorin Isabelle Szott von der deutschen Okeanos Stiftung. 

Die Ratten hätten zudem ein gutes Gedächtnis. Sie könnten Gerüche selbst dann noch identifizieren, wenn sie ihnen bis zu acht Monate nicht mehr ausgesetzt gewesen seien, sagte Co-Autorin Kate Webb von der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina.

Das Forschungsteam testete die Fähigkeiten der Nagetiere zusammen mit der belgischen Organisation Apopo im ostafrikanischen Tansania, wo Apopo ein Trainingszentrum für Riesenhamsterratten leitet. Apopo nutzt die Tiere bereits zum Räumen von Landminen in Bürgerkriegsländern wie Angola oder Kambodscha. Zudem hat Apopo ihnen beigebracht, in medizinischen Einrichtungen Tuberkulose zu erschnüffeln.

Kampf gegen den Wildtierhandel

Als Teil der aktuellen Studie durchliefen die Riesenhamsterratten mehrere Trainingsmodule. Zunächst mussten sie Zielgerüche erlernen und sich über längere Zeiträume merken. Die Forscher stellten dabei fest, dass die Erinnerungsleistung der Tiere mit der von Hunden vergleichbar war.

Anschließend wurden die Riesenhamsterratten mit Nicht-Zielgerüchen konfrontiert. Dazu gehörten unter anderem Elektrokabel, Kaffeebohnen und Waschpulver – Stoffe, deren Gerüche von Schmugglern häufig verwendet werden, um den Geruch von Wildtieren zu überdecken. 

Die Ratten mussten nach Angaben der Forscher lernen, die Nicht-Zielgerüche zu ignorieren. Am Ende des Trainings seien acht der elf Ratten in der Lage gewesen, vier häufig geschmuggelte Arten unter 146 Nichtzielsubstanzen zu identifizieren.

Ratten in Aktion

Der Einsatz der Tiere als Geruchsdetektoren sei günstiger und schneller als derzeit verwendete Screening-Methoden, so Szott. Die Tiere könnten etwa leicht in enge Räume in Schiffscontainern eindringen oder nach oben gehoben werden, um Belüftungssysteme von versiegelten Containern zu überprüfen. 

Bei der Studie handelt es sich demnach um einen Machbarkeitsnachweis, der zeigt, dass Riesenhamsterratten illegal gehandelte Wildtiere in einer kontrollierten Umgebung identifizieren können. Als nächster Schritt müsse nun der Einsatz unter echten Bedingungen getestet werden.

So könnten die Ratten zum Beispiel in Häfen zum Einsatz kommen. Hierfür sollen die Nager mit speziell angefertigten Westen ausgestattet werden, über die sie einen Piepton abgeben können, der signalisiert, dass sie ein Ziel entdeckt haben, so die Wissenschaftler.


Bildnachweis: © Apopo/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Bestimmte PFAS-Chemikalien scheidet der Mensch rasch aus
Weltnews

Sogenannte Ewigkeitschemikalien kommen in vielen Produkten vor und sind sowohl in der Umwelt als auch in Menschen zu finden. Viele bauen sich nur langsam ab. Doch bei einigen geht es schneller.

weiterlesen...
CO2-Emissionen durch Privatflüge stark gestiegen
Weltnews

Nur sehr wenige Menschen auf der Welt sind so reich, dass sie sich ein Privatflugzeug leisten können. Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 ist dabei immens - und die Zahl der Maschinen steigt rasant.

weiterlesen...
Bald im Frack: Riesen-Pinguin Pesto wird erwachsen
Weltnews

Das hünenhafte Pinguin-Küken Pesto aus dem Melbourne Aquarium ist ein Weltstar. Jetzt wird der Vogel erwachsen - und wird gerade dadurch an Gewicht verlieren. Aber warum?

weiterlesen...

Neueste Artikel

2,34 Tonnen: Rekordmenge Kokain in Australien beschlagnahmt
Weltnews

Es ist die größte Menge Kokain, die je in Australien beschlagnahmt wurde. Ein Verbrechersyndikat wollte die Drogen mit einem Boot ins Land schmuggeln. Es gibt Verbindungen zu einem Motorradclub.

weiterlesen...
Lkw-Fahrer nach Chaosfahrt in Psychiatrie
Weltnews

Der Lastwagen hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Laut Polizei gibt es Hinweise auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum des 30-jährigen Fahrers. Die Blutergebnisse stehen noch aus.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

2,34 Tonnen: Rekordmenge Kokain in Australien beschlagnahmt
Weltnews

Es ist die größte Menge Kokain, die je in Australien beschlagnahmt wurde. Ein Verbrechersyndikat wollte die Drogen mit einem Boot ins Land schmuggeln. Es gibt Verbindungen zu einem Motorradclub.

weiterlesen...
Lkw-Fahrer nach Chaosfahrt in Psychiatrie
Weltnews

Der Lastwagen hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Laut Polizei gibt es Hinweise auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum des 30-jährigen Fahrers. Die Blutergebnisse stehen noch aus.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner