22. Februar 2024 / Weltnews

Personal streikt aus Sorge um Eiffelturm

Große Enttäuschung bei Paris-Besuchern: Schon seit Tagen ist der Eiffelturm wegen eines Streiks nicht zugänglich. Die Beschäftigten fordern mehr Geld für den Unterhalt des Wahrzeichens.

Ein Schild informiert, dass der Eiffelturm wegen Streiks geschlossen ist.

Groß ist der Frust bei Touristen in Paris, die im Nieselregen am verschlossenen Einlass des Eiffelturms stehen. Keine Warteschlangen wie üblich, sondern Leuchtschilder, auf denen es in verschiedenen Sprachen heißt: «Wegen eines Streiks ist der Eiffelturm geschlossen, wir entschuldigen uns».

Schon den vierten Tag in Folge ist das Wahrzeichen, das im vergangenen Jahr 6,3 Millionen Besucher anlockte, nicht zugänglich. Stattdessen demonstrieren Dutzende Beschäftigte des Eiffelturms am Morgen lautstark am Fuße des Bauwerks. Anders als bei vielen Streiks geht es den Angestellten nicht um eine Lohnerhöhung, vielmehr fordern sie einen besseren Unterhalt der Sehenswürdigkeit, die die Pariser auch liebevoll «dame de fer» («Dame aus Eisen») nennen.

Rost nage am Eiffelturm, während die Stadt hohe Millionensummen aus dem Verkauf der Eintrittskarten einstreiche und an der Instandhaltung spare, lautet der Vorwurf der Demonstranten. «Er steht seit 135 Jahren, aber wie lange noch?», steht auf einem der Transparente. «Milchkuh Eiffelturm», heißt es auf einem anderen Plakat, das die Pariser Bürgermeisterin beim Melken des Turms zeigt. 

«Der Streik geht weiter, bis die Stadt die Beschäftigten zufriedenstellt», sagte die Chefin der Gewerkschaft CGT, Sophie Binet, vor den Protestierenden. «Diese Mobilisierung ist im allgemeinen Interesse, denn es geht darum, dass der Eiffelturm die Mittel für eine langfristige Zukunft erhält.» Die Erträge des Eiffelturms erlaubten problemlos einen vernünftigen Unterhalt, ohne dass am Ende beim Personal gespart werden müsse. Rund 360 Menschen sind an und auf dem Turm beschäftigt. Binet rief Bürgermeisterin Anne Hidalgo persönlich zu Verhandlungen mit den Beschäftigten auf, nachdem die Betreibergesellschaft sich angesichts der am Montag gestarteten Proteste zunächst taub gestellt hatte.

Neuer Anstrich für den Eiffelturm?

Konkret geht es im Moment um den neuen Anstrich des Eiffelturms. Der wichtige Rat von Gustave Eiffel, der Turm müsse einmal alle sieben Jahre gestrichen werden, dann halte er ewig, sei nicht mehr befolgt worden, lautet ein Vorwurf. Deshalb mache Rost nun dem Eiffelturm zu schaffen, der Zustand sei besorgniserregend. Der mehr als 130 Jahre alte Turm unweit der Seine wurde für die Pariser Weltausstellung gebaut und 1889 fertiggestellt. 

«Das Bauwerk ist in einem sehr guten Zustand», betonte indessen der Erste Beigeordnete der Bürgermeisterin, Emmanuel Grégoire, im Interview des Senders France Info.«Die Stadt unterstützt den Eiffelturm, er ist ihr Kronjuwel», meinte er. «Es ist ein außergewöhnliches touristisches Monument und wie alle Monumente wurde es von der Covid-Krise getroffen, es sind 130 Millionen Euro finanzielle Verluste für den Eiffelturm, und die Stadt Paris hat nie ihre Pflicht und ihre Unterstützung für die Betreibergesellschaft versäumt.»

Mit 60 Millionen Euro habe die Stadt der kommunalen Betreibergesellschaft unter die Arme gegriffen. Wie viel der laufenden Erträge die Stadt einstreiche, werde gerade neu verhandelt. Die von den Gewerkschaften kritisierte Regelung sei 2017 vor der Corona-Krise getroffen worden.

Einbußen während der Corona-Pandemie

Dass sie den inzwischen 21. Anstrich des Eiffelturms seit seiner Errichtung schlicht hinausgezögert habe, wies die Stadt von sich. Zunächst habe es eine Wartungspause während der Corona-Pandemie gegeben und dann sei beim Entfernen alter Farbschichten giftiges Blei entdeckt worden. Das habe die Arbeiten - es geht um das Auftragen von 60 Tonnen Farbe - vorübergehend gestoppt. Die CGT-Chefin sagte, die Stadt müsse die dadurch entstehenden Mehrkosten berücksichtigen. Dass aus dem Betrieb des Eiffelturms Geld in die Stadtkasse fließe, sei grundsätzlich nicht zu beanstanden.

Wie die Betreibergesellschaft SETE mitteilte, werde der bis 2030 laufende Vertrag mit der Stadt gerade überarbeitet. Beabsichtigt sei, die Geldzahlungen an die Stadt zu reduzieren, um den Einnahmeverlusten während der Corona-Pandemie sowie den Mehrkosten bei der Sanierung des Bauwerks Rechnung zu tragen. Außerdem sollten die Eintrittspreise um 20 Prozent erhöht werden. Die Beschäftigten sollten in die Beaufsichtigung der Finanzregelungen einbezogen werden und binnen zwei Wochen auch eine Zusicherung erhalten, dass ihre Arbeitsbedingungen und Bezahlung dadurch nicht beeinträchtigt werden, sicherte SETE-Präsident Jean-François Martins zu. Ob der Streit am Eiffelturm damit ein Ende hat, war am Abend noch nicht klar.

Fünf Monate vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris weckt der Streik am Eiffelturm die Sorge vor weiterreichenden Protesten, die die Stadt und die Spiele lähmen könnten. Am vergangenen Wochenende bremste ein Bahnstreik bereits den Verkehr in Frankreich aus und für das kommende Wochenende sind weitere Behinderungen angekündigt. Und die Beschäftigten der ohnehin überlasteten Metro in Paris haben für den gesamten Zeitraum der Olympischen Spiele bereits die Möglichkeit eines Streiks angekündigt.


Bildnachweis: © Michael Evers/dpa
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