2. November 2023 / Weltnews

Panzer im Einsatz für seltene Urzeitkrebse

Urzeitkrebse sind Millionen Jahre alt und kommen in Deutschland noch vor, etwa in der Döberitzer Heide. Dort kam nun zum Schutz der seltenen Tiere ein ungewöhnliches Gerät zum Einsatz.

Ein Zivilpanzer verdichtet in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide Trassen, damit sich dort Pfützen für Urzeitkrebse bilden können.

Sie sind als Gimmicks aus den «Yps»-Kinderheften der 70er Jahre und aus Experimentierkästen bekannt: Millionen Jahre alte Urzeitkrebse. Doch in der Natur sind die Tierchen aus der Zeit der Dinosaurier nur noch selten zu finden.

In der Döberitzer Heide im Havelland südwestlich von Berlin kommen sie vor - in Tümpeln und Pfützen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Um zwei stark gefährdete Urzeitkrebsarten dort zu schützen, kam am Donnerstag ein ziviler Panzer zum Einsatz.

Das schwere Fahrzeug rollte auf dem früheren Militärgelände mehrere Male hintereinander über frühere Trassen, auf denen sich Biotope für die Tiere entwickeln konnten. Der Boden wird durch die Panzerfahrten wieder so verdichtet, dass sich Wasser in Kuhlen sammeln kann. Diese Pfützen sind für die Urzeitkrebse überlebensnotwendig, wie die Heinz Sielmann Stiftung als Eigentümerin des ehemaligen Truppenübungsplatzes schilderte.

Gute Chancen auch für Spaziergänger

Die Panzer-Fahrrinnen beherbergen laut Stiftung die beiden Urzeitkrebsarten Triops cancriformis und Branchipus schaefferi. Sie seien dort Ende der 80er Jahre entdeckt worden, sagte der Experte bei der Heinz Sielmann Stiftung, Jörg Fürstenow. Ein Triops cancriformis könne eine Größe von mehr als zehn Zentimetern erreichen, die andere Art werde um die 4 bis 5 Zentimeter groß. An den Trassen entlang von Wanderwegen hätten auch Spaziergänger in der Döberitzer Heide gute Chancen, im Sommer solche Urzeitkrebse in Pfützen zu sehen, sagte Fürstenow.

Die beiden Urzeitkrebsarten, die typisch für Truppenübungsplätze seien, kämen vereinzelt in Deutschland vor, unter anderem auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen, sagte der Biologe Alexander Gutsche, der sich auch mit dem Schutz der Urzeitkrebse in der Döberitzer Heide befasst. Die Bestände gingen aber zurück.

Der ehemalige Truppenübungsplatz im Havelland hat eine lange militärische Geschichte. Nach der Wende wurde das große Gelände ein Naturschutzgebiet. «Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge hinterließen große Offenlandschaften, die ökologisch sehr wertvoll sind», so die Heinz Sielmann Stiftung, die das Areal 2004 erwarb. Dort leben - neben den Urzeitkrebsen - viele geschützte Tierarten, unter anderem Seeadler, Rotbauchunken, Wildbienen und Wiedehopfe. Auch Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche sind dort wieder angesiedelt worden.


Bildnachweis: © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Weiterer Toter nach Sturm Éowyn - Tausende ohne Strom
Weltnews

Der Sturm war in der Nacht zum Freitag auf Irland und Teile Großbritanniens getroffen und hatte massive Schäden verursacht. Ein weiter Mensch erlag seinen Verletzungen.

weiterlesen...
Los Angeles zwischen Flammen und Neubeginn
Weltnews

Los Angeles befindet sich in einer Art Zwischenzustand: Es brennt weiter, während die Vorbereitungen für den Wiederaufbau bereits starten. Da fordert Stephen King die Absage der Oscar-Verleihung.

weiterlesen...
Southport: Britische Regierung prüft Behördenversagen
Weltnews

Hätte der Messerangriff in Southport, bei dem drei Mädchen starben, verhindert werden können? Der geständige Angeklagte war mehrfach von den Behörden überprüft worden.

weiterlesen...

Neueste Artikel

49.000 Einsätze für ADAC-Luftrettung
Weltnews

Wenn es im Notfall schnell gehen muss, kommt die ADAC-Luftrettung mit dem Hubschrauber. Jetzt zieht sie Bilanz für 2024.

weiterlesen...
Patient schlägt Hausarzt krankenhausreif - kein Einzelfall
Weltnews

Ein Allgemeinmediziner wird zusammengeschlagen. In seiner Praxis, einfach so. Ein Einzelfall? Mitnichten. «Es ist nicht mehr auszuhalten», sagt ein anderer Mediziner aus dem Kreis Wolfenbüttel.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

49.000 Einsätze für ADAC-Luftrettung
Weltnews

Wenn es im Notfall schnell gehen muss, kommt die ADAC-Luftrettung mit dem Hubschrauber. Jetzt zieht sie Bilanz für 2024.

weiterlesen...
Patient schlägt Hausarzt krankenhausreif - kein Einzelfall
Weltnews

Ein Allgemeinmediziner wird zusammengeschlagen. In seiner Praxis, einfach so. Ein Einzelfall? Mitnichten. «Es ist nicht mehr auszuhalten», sagt ein anderer Mediziner aus dem Kreis Wolfenbüttel.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner