22. Juni 2023 / Weltnews

Massaker in Gefängnis - Honduras militarisiert Strafvollzug

Bei blutigen Kämpfen mit Schusswaffen kommen in einem Frauengefängnis 46 Menschen ums Leben. Die Regierung zieht nun Konsequenzen.

Ein Krankenwagen steht am Eingang des Frauengefängnisses in Tamara am Stadtrand von Tegucigalpa.

Als Konsequenz aus dem Massaker in einem Gefängnis mit 46 Toten in Honduras übernimmt künftig die Militärpolizei die Kontrolle über den Strafvollzug. Vom 1. Juli an werde das Militär für ein Jahr die 21 Haftanstalten des mittelamerikanischen Landes verwalten, teilte das Präsidialamt in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) mit. In dieser Zeit sollen mindestens 2000 neue Gefängniswärter rekrutiert und ausgebildet werden.

Die Regierung der linksgerichteten Präsidentin Xiomara Castro kündigte außerdem an, die Streitkräfte für Aufgaben der öffentlichen Sicherheit einzusetzen. Zudem soll der Ausnahmezustand ausgeweitet und verlängert werden. Seit Dezember vergangenen Jahres waren damit in 123 Gemeinden Verfassungsrechte wie die Bewegungs- und Versammlungsfreiheit sowie die Unverletzlichkeit der Wohnung eingeschränkt worden.

Massaker laut Polizei direkter Angriff

Das Massaker in dem Frauengefängnis von Támara am Dienstag war nach Einschätzung der Polizei ein gezielter Angriff von einer Gruppe von Häftlingen auf Angehörige einer verfeindeten Bande. Mitglieder der Jugendgang Pandilla 18 (auch Barrio 18 genannt) hätten vermutlich Angehörige der rivalisierenden Bande Mara Salvatrucha (MS-13) angegriffen, eingesperrt und ein Feuer gelegt, sagte Polizeisprecher Miguel Martínez. 23 der Frauen starben bei dem Brand, die anderen wurden mit Schuss- und Hiebwaffen getötet.

Nach der Bluttat musste Sicherheitsminister Ramón Antonio Sabillón Pineda seinen Posten räumen. Entlassen wurden auch die Mitglieder einer Sonderkommission, die im April zur Bewältigung der Krise im Strafvollzug ernannt worden waren. In den vergangenen Wochen war es in mehreren Gefängnissen in Honduras zu Gewalttaten gekommen.


Bildnachweis: © Elmer Martinez/AP/dpa
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