24. April 2023 / Weltnews

Koks-Schmuggel: 14 Jahre Haft für Reality-Darsteller

Mehr als 40 Verhandlungstage dauerte der Prozess gegen den einstigen Mallorca-Auswanderer. Seine schwache Gesundheit prägte das ganze Verfahren. Das Gericht sprach von manipulativem Verhalten.

Der Angeklagte verdeckt vor Beginn des Prozesses im Gerichtssaal in Aachen sein Gesicht.

Der Angeklagte kam immer im Rollstuhl: In einem Prozess wegen Drogen-Schmugels hat das Landgericht Aachen am Montag einen früheren Reality-TV-Darsteller zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt. Nach Feststellung des Gerichts stellte der 61-Jährige die Fahrzeuge und die Kuriere für die Drogenfahrten durch halb Europa.

Insgesamt ging es um mehr als eine Tonne Kokain. Die Beweislage sei erdrückend und stütze sich auf Telefonüberwachung, die Ortung von Handys und Autos sowie auf Observationen vor Ort, so das Gericht. Unter anderem sollen für den Koks-Transport Luxus-Autos wie Porsche und Maserati eingesetzt worden sein. Der Vorwurf lautete auf bandenmäßiges unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft. Die Anklage beantragte eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren, die Verteidigung wollte einen Freispruch oder eine geringe Strafe erreichen.

Mal angeschlagen, mal agil

In dem Prozess spielte die Gesundheit des Angeklagten eine große Rolle. An mehr als 40 Verhandlungstagen saß der einstige Mallorca-Auswanderer in der Fernsehsendung «Goodbye Deutschland» im Rollstuhl an der Anklagebank. Gebückt und in sich gesunken verfolgte der frühere Reality-Darsteller Jürgen Albers den Prozess.

Wegen seiner labilen Gesundheit und diverser Vorerkrankungen waren die Prozesstage verkürzt worden. Allerdings sprach die Vorsitzende Richterin am Montag auch von manipulativem Verhalten des Angeklagten und von «hellwachem Auftreten, wenn es in seinem Interesse war». Denn es gab Bilder, die einen trotz seiner Krankheiten vergleichsweise agilen Mann zeigten und wieder andere, in denen er mit dem Rollator ins Gericht kam.

«Ein bisschen Lebenskünstler»

Sein Mandant sei offen für alle beruflichen Aktivitäten und «ein bisschen als Lebenskünstler tätig» schilderte einer seiner beiden Verteidiger. Dazu gehörten der Versuch, auf Mallorca eine Diskothek aufzuziehen, eine Autovermietung, ein Gutachterbüro und die Tätigkeit als Buchautor.

Zudem gründete der 61-Jährige eine Firma für den Import von Südfrüchten. Allerdings sollte in dem Container Kokain eingeschmuggelt werden, wie das Gericht ausführte. In seinem halbstündigen letzten Wort erklärte Albers, dass asiatische Restaurants mit Obst beliefert werden sollten. Das Gericht verwarf die Begründung.

Ende August 2022 hatte der Prozess gegen Albers und vier weitere Mitangeklagte begonnen. Die beiden Männer und zwei Frauen wurden in einem abgetrennten Verfahren Anfang schon vor Monaten zu Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren auf Bewährung und acht Jahren Haft verurteilt.

Der Anwalt des Angeklagten kündigte Berufung an. Für den Beschuldigten gilt bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung.


Bildnachweis: © Federico Gambarini/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Sternschnuppen zum Jahresbeginn: Die Quadrantiden kommen
Weltnews

Das neue Jahr startet mit einem Himmelsschauspiel: Die Quadrantiden sind zu sehen. Das Wetter erlaubt allerdings nicht in allen Teilen Deutschlands einen Blick auf die Sternschnuppen.

weiterlesen...
Volle Warentische - Silvestergeschäft angelaufen
Weltnews

Mehr Jahreswechsel-Pyrotechnik als in den Vorjahren könnte in diesem Jahr über die Ladentheke gehen. Für manche begann der große Einkauf schon in der Nacht.

weiterlesen...
Astronomische Jahresvorschau - Sonne, Mond und Sterne 2025
Weltnews

Es wird finster im neuen Jahr, und das gleich vier Mal. Von Mitteleuropa aus ist allerdings nur eine Sonnenfinsternis zu sehen. Für einen leuchtenden Start sorgen 2025 Venus, Saturn, Jupiter und Mars.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Vier Männer wegen Diebstahls von Kelten-Gold vor Gericht
Weltnews

Bei einem spektakulären Museumseinbruch werden Hunderte historische Goldmünzen gestohlen. Vier Männer werden beschuldigt, sie schweigen. Nun soll der Prozess die Spur zum Goldschatz offenlegen.

weiterlesen...
Southport: Britische Regierung prüft Behördenversagen
Weltnews

Hätte der Messerangriff in Southport, bei dem drei Mädchen starben, verhindert werden können? Der geständige Angeklagte war mehrfach von den Behörden überprüft worden.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Vier Männer wegen Diebstahls von Kelten-Gold vor Gericht
Weltnews

Bei einem spektakulären Museumseinbruch werden Hunderte historische Goldmünzen gestohlen. Vier Männer werden beschuldigt, sie schweigen. Nun soll der Prozess die Spur zum Goldschatz offenlegen.

weiterlesen...
Southport: Britische Regierung prüft Behördenversagen
Weltnews

Hätte der Messerangriff in Southport, bei dem drei Mädchen starben, verhindert werden können? Der geständige Angeklagte war mehrfach von den Behörden überprüft worden.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner