11. März 2023 / Weltnews

Polizei: Geiselnahme in Karlsruhe beendet - keine Verletzten

Großeinsatz mitten in Karlsruhe: In einer Apotheke nimmt ein Mann mehrere Geiseln. Die Polizei hat Kontakt zum Täter - knapp fünf Stunden später erfolgt der Zugriff.

Spezialeinsatzkräfte der Polizei stürmen die Apotheke.

In einer Apotheke in Karlsruhe hat ein Geiselnehmer stundenlang elf Menschen in seiner Gewalt gehabt. Die Polizei war am Freitag mit einem Großaufgebot und Spezialkräften im Einsatz - und hielt Kontakt zum Täter. Nach fast fünf Stunden - um 21.10 Uhr - stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme. «Glücklicherweise sind keine Geiseln körperlich verletzt», sagte Polizeisprecher Dennis Krull.

Ein tatverdächtiger 20-Jähriger wurde überwältigt und festgenommen. Augenzeugen berichteten kurz zuvor von zwei lauten Knallgeräuschen, Polizisten seien auf die Apotheke zugelaufen. Auch nach der Festnahme durchsuchte die Polizei das Gebäude - um sicherzustellen, dass sich nicht noch ein weiterer Täter versteckt, wie der Sprecher schilderte.

Der Beschuldigte ist polizeibekannt

Gegen eine zweite Person «wird die Täterschaft noch ermittelt», hieß es am späten Abend. Es werde der Frage nachgegangen, ob es sich bei einer der Geiseln womöglich um eine Mittäterin des Festgenommenen handeln könnte. Über mögliche Forderungen, etwa nach Lösegeld, wollte die Polizei aus einsatztaktischen Gründen zunächst keine Angaben machen.

Der 20 Jahre alte deutsche Beschuldigte sei schon polizeibekannt. Er habe in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten Strafanzeigen bekommen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am späten Freitagabend mit. Die Hintergründe der Tat und die Motivlage des Festgenommenen seien Gegenstand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen.

Gegen 16.30 Uhr waren die ersten Notrufe eingegangen. Schon sehr früh hatte die Polizei ihren Angaben zufolge Kontakt «in die Apotheke hinein». Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Einschätzung der Einsatzkräfte nicht. Trotzdem riefen sie die Menschen auf, das Einsatzgebiet zu meiden und den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten. Für Bewohnerinnen und Bewohner wurde eine Schule zum Unterkommen geöffnet.

Veranstaltungen in der Nähe abgesagt

Der Tatort befindet sich mitten in der Innenstadt von Karlsruhe an einer der Hauptstraßen. Die Einsatzkräfte sperrten das Gebiet weiträumig ab. Auf der Straße waren zahlreiche Einsatzwagen von Polizei und Rettungsdienst zu sehen.

Die Karlsruher Messe sagte wegen der Lage zwei Abendveranstaltungen kurzfristig ab. Ein Event mit Hundetrainer Martin Rütter sowie ein Meisterkonzert seien betroffen, sagte eine Sprecherin der Messe am Freitag auf Anfrage.

Sie gehe davon aus, dass das Event in der Schwarzwaldhalle ausverkauft gewesen sei, die Halle fasst mehrere Tausend Menschen. Das Konzert sollte im nahe gelegenen Konzerthaus stattfinden. Die Sprecherin ging hier von rund 1000 verkauften Tickets aus. Für die Besucher war ohnehin kein Durchkommen: Beide Veranstaltungsorte gehören zum Festplatz, der in der Nähe des Einsatzortes liegt, den die Polizei großräumig abgesperrt hat. Nach Angaben der Verkehrsbetriebe Karlsruhe wurde die Haltestelle Kongresszentrum nicht mehr angefahren.

Apotheke erst im Januar überfallen

Der prominente Hundetrainer Rütter rief seine Fans dazu auf, nicht zu einer mit ihm für den Abend geplanten, aber abgesagten Veranstaltung unweit des Einsatzortes zu kommen. «Die Veranstaltung ist jetzt gerade abgesagt worden, und zwar deshalb, weil Luftlinie 100 Meter in einer Apotheke eine bewaffnete Geiselnahme stattfindet», sagte Rütter in einem auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichten Video. «Bitte kommt nicht zur Halle, es ist hier großflächig abgesperrt, und bitte kommt auch nicht in die Nähe.»

Erst im Januar war es zu einem Zwischenfall in der Apotheke gekommen: Ein maskierter Räuber gelangte in den Personalbereich, bedrohte einen Angestellten mit einem sägeähnlichen Werkzeug und floh mit einem Liter Methadon. Wenige Tage später wurde in diesem Fall ein Tatverdächtiger erfasst, er kam in Haft.


Bildnachweis: © Christoph Schmidt/dpa
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