21. März 2024 / Weltnews

Jeder zwölfte Stern hat schon einen Planeten verschlungen

Planeten umkreisen ihren Stern - und manchmal kommen sie ihm zu nah. Wie oft sie dann verschluckt werden, hat ein Forschungsteam ergründet. Nicht nur junge Planetensysteme sind demnach Schauplatz solcher kosmischen Mahlzeiten.

Die Illustration zeigt den Exoplaneten WASP-12b. Er ist der heißeste bekannte Planet in der Milchstraßengalaxie und möglicherweise der am kürzesten lebende.

Etwa jeder zwölfte Stern hat in seiner normalen Lebensphase bereits mindestens einen Planeten verschlungen. Das zeigen Beobachtungen von 91 Sternen-Zwillingen durch ein internationales Forschungsteam: Trotz ihrer gemeinsamen Geburt aus einer Gaswolke zeigen diese Paare auffällige Unterschiede in ihrer chemischen Zusammensetzung. Diese lassen sich nur durch eine solche kosmische Mahlzeit erklären, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt «Nature».

Astronomen haben schon bei vielen Sternen Anzeichen einer «Verschmutzung» durch Trümmer von Planeten oder Asteroiden entdeckt. Die Atmosphäre der Sterne zeigt in solchen Fällen eine deutliche Anreicherung mit schweren Elementen, wie sie in Gesteinsplaneten, aber nicht in normalen Sternen vorkommen. Wie häufig Sterne einen ihrer Planeten verschlingen, war jedoch bislang unklar.

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, haben Fan Liu von der Monash University in Melbourne (Australien) und seine Kollegen nach Sternen-Paaren gesucht, die aus derselben Gaswolke entstanden sind. Mithilfe des europäischen Astronomie-Satelliten «Gaia» konnten sie 91 Paare identifizieren, deren Abstand und deren gemeinsame Bewegung durchs All eine gemeinsame Geburt verrät - es handelt sich also um Sternen-Zwillinge, die ursprünglich die gleiche chemische Zusammensetzung besessen haben müssen.

Computersimulationen

Doch wie weitere, sehr genaue Beobachtungen mit mehreren Großteleskopen auf der Erde zeigen, weisen acht Prozent dieser Paare deutliche Unterschiede in der Häufigkeit schwerer Elemente in ihren Atmosphären auf. Einer der beiden Sterne muss also, so folgern Liu und seine Kollegen, vor nicht allzu langer Zeit einen Planeten verschlungen haben.

Computersimulationen der Entstehung von Planeten um junge Sterne zeigen, dass solche Katastrophen in den ersten hundert Millionen Jahren nach der Geburt eines Planetensystems keine Seltenheit sind. «Doch solche frühen Ereignisse sollten nach mehreren Milliarden Jahren nicht mehr nachweisbar sein», betonen Liu und seine Kollegen. Denn die schweren Elemente sinken in das Innere des Stern hinein. Bei den von dem Team untersuchten Sternen handelt es sich jedoch ausschließlich um entwickelte Sterne ähnlich unserer Sonne in ihrer normalen Lebensphase.

«Wir sehen also vermutlich die Spuren späterer Ereignisse», so die Forscher weiter, «ausgelöst beispielsweise durch Störungen von außen - etwa einen weiteren, nahe vorüberziehenden Stern oder einen in das innere System eindringenden großen Gasplaneten.» Solche Störungen können die Bahnen der inneren Planeten aus dem Gleichgewicht bringen.

Nähert sich dadurch einer der Planeten zu sehr seinem Zentralstern an, wird er durch dessen Anziehungskraft zerrissen und seine Trümmer fallen auf den Stern herab. Solche kosmischen Mahlzeiten könnten also häufiger sein als bislang angenommen, so die Forscher, und deshalb eine wichtige Rolle bei der späten Entwicklung von Planetensystemen spielen.


Bildnachweis: © G. Bacon/Nasa, Esa (stsci)/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Starker Anstieg bei Keuchhusten - Experten empfehlen Impfung
Weltnews

Eine Keuchhusten-Infektion führt zu Hustenattacken, die über Wochen bleiben. Dieses Jahr gibt es in Deutschland extrem viele Fälle. Für wen eine Infektion gefährlich werden könnte.

weiterlesen...
Brienz geräumt - Schuttstrom bedroht Schweizer Dorf
Weltnews

2023 mussten die Bewohner von Brienz schon einmal ihr Dorf verlassen, weil ein riesiger Abbruch am Berg drohte. Millionen Kubikmeter Geröll stürzten ab. Jetzt droht der nächste Schuttstrom.

weiterlesen...
Adventskalender ohne Schokolade: Drei Trends für Erwachsene
Weltnews

Bald ist der 1. Dezember. Haben Sie schon sich und den Liebsten einen Adventskalender gekauft? 2024 gibt es bei den 24 Türchen beachtenswerte Trends.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Verletzte bei Zusammenstoß von zwei Booten in Venedig
Weltnews

Auch im Dezember gehört die Lagunenstadt zu Italiens meistbesuchten Städten. Nun kam es zu einem Unfall, an dem ein Linienboot beteiligt war.

weiterlesen...
Drei Tote nach Explosion bei Festival in Thailand
Weltnews

Auf einer Veranstaltung in Thailand kommt es zu einer Explosion. Hinter der Tat sollen Jugendliche stehen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Verletzte bei Zusammenstoß von zwei Booten in Venedig
Weltnews

Auch im Dezember gehört die Lagunenstadt zu Italiens meistbesuchten Städten. Nun kam es zu einem Unfall, an dem ein Linienboot beteiligt war.

weiterlesen...
Drei Tote nach Explosion bei Festival in Thailand
Weltnews

Auf einer Veranstaltung in Thailand kommt es zu einer Explosion. Hinter der Tat sollen Jugendliche stehen.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner