15. Oktober 2023 / Weltnews

In Österreich wurden 2023 rund ein Dutzend Wölfe erlegt

In Deutschland sollen schnellere Abschüsse einzelner Wölfe möglich sein. Österreich ist bereits einen solchen Schritt gegangen: Die Jagd auf die geschützten Tiere wurde stark erleichtert.

Eine ausgewachsener weiblicher Wolf. Besonders intensiv wurden die Tiere, die eigentlich durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU besonders geschützt sind, in Tirol und Kärnten bejag...

Die in Österreich gesenkten Hürden bei der Jagd auf Wölfe haben den Bestand spürbar dezimiert. In diesem Jahr sei rund ein Dutzend Wölfe erlegt worden, wie das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs bilanzierte. Die Tiere galten als sogenannte Risiko- oder Schadenswölfe. Insgesamt seien wohl rund 80 Wölfe in der Alpenrepublik in diesem Jahr zumindest zeitweise unterwegs gewesen, schätzt Albin Blaschka vom Österreichzentrum.

Besonders intensiv wurden die Tiere, die eigentlich durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU besonders geschützt sind, in Tirol und Kärnten bejagt. Ziel ist laut Behörden der Schutz von Weidetieren, manchmal sind Wölfe aber auch Siedlungen zu nahe gekommen. Allein in Tirol werden jedes Jahr rund 200.000 Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde auf die Almen getrieben, wo sie die warme Jahreszeit verbringen.

Rechtliche Hürden gesenkt

Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur APA bei den Bundesländern ist die Zahl der in dieser Almsaison getöteten Schafe und Ziegen deutlich zurückgegangen. 394 Nutztiere wurden nach Angaben der Länder in diesem Jahr bisher Opfer von Wölfen, 791 waren es laut offizieller Statistik im Vorjahr. Ob das mit der Bejagung zusammenhänge, sei noch nicht zu beantworten, sagte Blaschka. Sechs von neun Bundesländern in Österreich haben in jüngerer Zeit die Abschuss-Hürden gesenkt oder haben die entsprechenden Verfahren eingeleitet.

So war im April im Tiroler Landtag eine Gesetzesnovelle beschlossen worden, die eine Tötung nun mittels Verordnung und nicht mehr per Bescheid erlaubt. Solche Bescheide waren von Gerichten
mehrmals aufgehoben worden, nachdem Umweltschutzorganisationen
erfolgreich Einspruch eingelegt hatten.

Leichtere Abschüsse auch in Deutschland geplant

In Deutschland will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) schnellere Abschüsse einzelner Wölfe ermöglichen. Konkret sieht Lemkes Vorschlag vor, dass die Bundesländer bestimmte Regionen mit vermehrten Rissen durch Wölfe festlegen. Hat ein Wolf hier zumutbare Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden und ein Weidetier gerissen, soll auf ihn per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang geschossen werden dürfen - und zwar im Umkreis von 1000 Metern um die Weide. Anders als bisher soll nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müssen, um den Wolf eindeutig zu identifizieren. Lob für Lemkes Vorschlag kam von Umweltverbänden, Kritik von Union und Bauernverband, der eine generelle Reduzierung des Wolfsbestandes für erforderlich hält.

Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gab es 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe - insgesamt «1339 Wolfsindividuen». Die meisten Wolfsfamilien leben in Brandenburg (52), Niedersachsen (39) und Sachsen (38).

Friedliches Zusammenleben möglich?

Der österreichische «Verein gegen Tierfabriken» hält ein friedliches Zusammenleben mit dem Wolf auch im alpinen Terrain für möglich. Mit Hirten wären die Almtiere nicht nur vor Beutegreifern besser geschützt, sondern vor allem auch vor Absturz, Unwetter oder Krankheit. Statt mit Personal oder Zäunen die Herden auf den Almen zu schützen, werde in Österreich «sinnlos herumgeschossen», so der Verein.

Vor dem Abschuss muss in aller Regel versucht werden, den Wolf mit anderen Mitteln zu vergrämen. Allein in Kärnten habe es 170 solcher Vergrämungen gegeben, so das Land gegenüber der APA. Insgesamt geht das Österreichzentrum davon aus, dass im Land acht Rudel heimisch sind. «Wir sind allenfalls in der Anfangsphase einer Besiedelung», sagt Blaschka.


Bildnachweis: © Christian Charisius/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Schüsse auf Jamaika: acht Tote - darunter ein Kind
Weltnews

Eine Partie Bingo in einer Autowaschanlage endet in einem Kugelhagel. Jamaika hat eine der höchsten Mordraten der Welt, auch kleinere Gemeinden sind nicht sicher. Ein Achtjähriger ist unter den Toten.

weiterlesen...
Wetterdienst: Sternenklare Sternschnuppennacht
Weltnews

Spektakel am Nachthimmel: Am Montagabend erreichen die jährlich wiederkommenden Sternschnuppen der Perseiden ihr Maximum. Spielt das Wetter mit?

weiterlesen...
Rechtsextreme Proteste bei CSD in Bautzen
Weltnews

Im ostsächsischen Bautzen steht der Demonstrationszug zum Christopher Street Day unter Polizeischutz. Grund sind rechte Proteste. Im niedersächsischen Gifhorn ermittelt nach dem CSD gar die Polizei.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Reben in der Hitze: Neuer Weingeschmack durch Klimawandel?
Weltnews

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit Tricks versuchen Winzer, das zu verhindern.

weiterlesen...
Sprecher: Weinstein geht es nach Not-OP «besser als vorher»
Weltnews

Einst war er einer der mächtigsten Männer Hollywoods - doch zuletzt wartete Harvey Weinstein im New Yorker Gefängnis Rikers auf seinen neuen Prozess. Schmerzen in der Brust lösten dort nun Alarm aus.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Reben in der Hitze: Neuer Weingeschmack durch Klimawandel?
Weltnews

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit Tricks versuchen Winzer, das zu verhindern.

weiterlesen...
Sprecher: Weinstein geht es nach Not-OP «besser als vorher»
Weltnews

Einst war er einer der mächtigsten Männer Hollywoods - doch zuletzt wartete Harvey Weinstein im New Yorker Gefängnis Rikers auf seinen neuen Prozess. Schmerzen in der Brust lösten dort nun Alarm aus.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner