17. Oktober 2022 / Weltnews

Gates-Stiftung: Polio könnte bis 2026 ausgerottet sein

Seit Jahrzehnten kämpft die Welt darum, nach Pocken auch die Kinderlähmung auszurotten. Einer der größten Geldgeber - die Gates-Stiftung - ist trotz Rückschlägen optimistisch.

Nach den schweren Überschwemmungen in Pakistan verabreicht eine Mitarbeiterin des Gesundheitswesen einem Kind eine Schluckimpfung gegen Polio.

Die vor fast 35 Jahren anvisierte weltweite Ausrottung der Kinderlähmung ist nach Überzeugung der Gates-Stiftung in greifbarer Nähe. Mit den nötigen finanziellen Mitteln dürfte das Ziel bis 2026 erreicht werden, sagte Stiftungschef Mark Suzman am Randes der Gesundheitskonferenz World Health Summit in Berlin der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir sind nicht nur optimistisch, sondern überzeugt, dass wir es schaffen können. Wir haben die Werkzeuge, wir haben engagierte Teams und wir wissen genau, wie wir vorgehen müssen», sagte Suzman. Er lobte die deutsche Initiative, die Polio-Ausrottung bei der Konferenz prominent zum Thema zu machen.

Für reiche Länder sei es kein Akt der Wohltätigkeit, Geld für die Ausrottung zur Verfügung zu stellen, sondern im handfesten eigenen Interesse, sagte Suzman. «Solange das Virus noch irgendwo auf der Welt zirkuliert, brauchen wir Massenimpfungen. Wir können jede Menge Geld sparen, bis Ende des Jahrhunderts weltweit 33 Milliarden Dollar, wenn das nicht mehr nötig ist», sagte er.

370 Millionen Kinder jährlich impfen

Die Globale Initiative zur Ausrottung der Poliomyelitis (GPEI) wirbt in Berlin um 4,8 Milliarden Dollar (knapp 5 Mrd Euro). Damit sollen bis 2026 jedes Jahr 370 Millionen Kinder geimpft und medizinisch versorgt werden. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung stellte selbst weitere 1,2 Milliarden Dollar für die nächsten vier Jahre zur Verfügung. Die Gates-Stiftung ist einer der größten Geber der Initiative. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte bei der Konferenz 35 Millionen Euro zu, um das Ziel einer Welt ohne Polio zu erreichen.

Kinderlähmung (Polio) breitet sich bei schlechten hygienischen Verhältnissen aus. Sie kann zu Lähmungen und zum Tod führen. Der Wildtyp des Virus galt außer in Pakistan und Afghanistan überall als besiegt, bevor in diesem Jahr wieder Fälle in afrikanischen Ländern auftauchten. In New York und London wurden Polioviren im Abwasser gefunden. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass vielerorts Kinder nicht mehr routinemäßig geimpft wurden. In Pakistan droht wegen der jüngsten verheerenden Überschwemmungen die Gefahr, dass sich Polio weiter ausbreitet. «Solche Herausforderungen erhöhen nur den Handlungsbedarf», sagte Suzman.

Gelder fließen an zivile Partnerorganisationen

In Afghanistan gehe das Geld der Initiative nicht an die fortschrittsfeindlichen radikalislamischen Taliban, die dort 2021 wieder die Macht übernommen hatten, betonte Suzman. Vielmehr würden die Impfkampagnen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem UN-Kinderhilfswerk Unicef mit zivilen Partnerorganisationen vor Ort durchgeführt.

Mit Impfkampagnen und Verbesserungen der Lebenssituation vielerorts sind seit 1988 nach Schätzungen 99 Prozent aller neuen Fälle verhindert worden. Die Initiative GPEI geht davon aus, dass rund 20 Millionen Kinder vor der Infektionskrankheit bewahrt wurden.


Bildnachweis: © Pervez Masih/AP/dpa
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