18. November 2022 / Weltnews

Güterzug-Unfall: Ausfälle und Verspätungen bis Ende November

Zwei Güterzüge kollidieren, explosives Propangas entweicht aus Kesselwaggons, eine der wichtigsten Bahnstrecken wird gesperrt. Reisende müssen daher wohl noch tagelang mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen.

Bei dem Unglück zweier Güterzüge im Landkreis Gifhorn wurden mehrere Waggons beschädigt.

Nach der Kollision zweier Güterzüge im niedersächsischen Landkreis Gifhorn müssen Bahnreisende bis Ende November mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Mindestens bis zum 27. November werde der Bahnverkehr massiv gestört sein, gab die Deutsche Bahn am Freitag bekannt.

Ursprünglich ging die Bahn davon aus, dass die Sperrung bis Sonntagabend anhalten sollte. Der Streckenabschnitt sei vollständig gesperrt, die Züge würden umgeleitet, sagte eine Bahn-Sprecherin. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, es entweiche weiter explosives Propangas aus zwei Kesselwaggons: «Jeder Funken kann dort zu einer Katastrophe führen.»

Gas entwichen

Am frühen Donnerstagmorgen hatte ein Güterzug bei Leiferde an einem Signal gehalten, ein folgender Güterzug war aus zunächst ungeklärter Ursache auf den Zug aufgefahren. Vier Waggons kippten bei der Kollision um, auch die Oberleitung wurde beschädigt. Der auffahrende Zug bestand aus 25 mit Propangas gefüllten Kesselwaggons. Jeder Kesselwagen sei mit 50 Tonnen Gas beladen - es sei davon auszugehen, dass pro Stunde rund 250 Kilogramm entwichen, sagte der Sprecher der Bundespolizei.

Die intakt gebliebenen Waggons des ersten Zuges wurden inzwischen aus der Gefahrenzone gezogen, wie der Sprecher erklärte. Damit werde Platz für Bergungsgerät geschaffen. Auch die intakten Kesselwagen sollten noch am Freitag weggefahren werden. Geplant sei zudem, das Propangas aus den leckgeschlagenen beiden Kesselwaggons abzupumpen - zunächst zumindest zur Hälfte. Dann sollten die Waggons vorsichtig aufgerichtet werden und der Rest solle abgepumpt werden. Im Einsatz an der Unfallstelle sind auch Spezialisten der Werksfeuerwehr des Chemieparks Marl.

Nach dem Unfall war der Lokführer des auffahrenden Zugs mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gekommen. Dem Mann gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte der Sprecher. Der Lokführer des zweiten Zuges blieb den Angaben zufolge abgesehen von einem leichten Schock unverletzt.

Fahrgäste müssen mit Verspätungen rechnen

Reisende müssen angesichts der Streckensperrung weiterhin damit rechnen, dass Züge ausfallen oder sich verspäten. Betroffen ist unter anderem die viel befahrene Verbindung zwischen Nordrhein-Westfalen und Berlin. Auf der Strecke werden die Züge umgeleitet, Bahnreisende müssen eine Verspätung von etwa 90 Minuten einkalkulieren, wie die Bahn bekanntgab. Der Halt Wolfsburg entfalle, ersatzweise hielten die Züge in Stendal.

Ebenfalls betroffen sind etwa ICE-Züge aus der Schweiz über Frankfurt und Kassel nach Berlin. Die IC-Verbindungen zwischen Amsterdam und Berlin fahren nach Angaben der Bahn nur bis Hannover und starten auch dort in Gegenrichtung. Auch Züge, die von Hamm und Münster aus über Hannover bis nach Berlin fahren, sind demnach betroffen. Reisende sollten sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindungen informieren. Auch im Regionalverkehr gab es Einschränkungen und Ersatzverkehr.

Die größte Herausforderung sei es, eine «vernünftige Infrastruktur» zu schaffen, erklärte der Sprecher der Bundespolizei. Die Waldwege an der Unfallstelle seien aufgeweicht. Voraussichtlich am Samstag sollten die Wege geschottert werden, um die Ausrüstung zur Bergung der Waggons und der beschädigten Lok transportieren zu können. Unklar sei, wie lange die Bergungs- und Reparaturarbeiten dauern würden, eine Prognose sei schwierig. Die Feuerwehr gehe davon aus, dass ihre Arbeiten zwei Wochen dauern könnten.


Picture credit: © ---/Bundespolizeiinspektion Hannover/dpa
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