11. April 2022 / Weltnews

Fall Peggy: Opfer 21 Jahre nach Verschwinden beigesetzt

Ihr ungeklärtes Schicksal bewegte die Menschen, der Fall war reich an Irrungen und Wirrungen: Das Mädchen Peggy verschwand 2001 in Oberfranken. Nun hat die Familie ihr Kind bestatten können.

Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy in Nordhalben.

Vor knapp 21 Jahren verschwand das damals neun Jahre alte Mädchen Peggy in Oberfranken - nun sind ihre sterblichen Überreste bestattet worden.

Wie die Anwältin Ramona Hoyer im Auftrag der Familie am Montag mitteilte, fand die Bestattung am 6. April an einem geheimen Ort statt. «Wir wünschen uns, dass Ruhe einkehrt und uns der Raum zum Trauern gegeben wird», heißt es in der Erklärung von Peggys Mutter und der Familie.

Der Fall Peggy zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen Deutschlands mit etlichen Irrungen und teils spektakulären Wendungen. Im Mai 2001 verschwand das neunjährige Mädchen nach der Schule im oberfränkischen Lichtenberg (Landkreis Hof). Eine großangelegte Suchaktion - unter anderem mit Bundeswehr-Tornados - blieb ohne Erfolg. Die Polizei verfolgte etliche Spuren bis nach Tschechien und in die Türkei. Doch das Mädchen blieb verschwunden.

2004 war zwar ein geistig behinderter Mann aus Lichtenberg als Peggys Mörder verurteilt worden, in einem Wiederaufnahmeverfahren kam er aber zehn Jahre später wieder frei. Erst 15 Jahre nach dem Verschwinden fand ein Pilzsammler in einem Waldstück an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen Peggys Leiche.

Doch auch das brachte bei den Ermittlungen keinen Durchbruch. Im Gegenteil, zeitweise wurde die Verwirrung noch größer: Eine DNA-Spur am Leichenfundort rückte den Fall sogar zeitweise mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle NSU zusammen, was sich dann als Panne der Kriminaltechnik herausstellte. Die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt war durch einen verunreinigten Zollstock an Peggys Fundort gelangt.

Ein weiterer Verdächtiger rückte in den Fokus der Polizei. Er gab zunächst zwar zu, Peggys Leiche in das Waldstück gebracht zu haben, widerrief später aber dieses Geständnis und kam auf freien Fuß. Im Oktober 2020 schließlich klappten Polizei und Staatsanwaltschaft die Aktendeckel zu, der Fall Peggy ist seitdem ein «Cold Case».

In all den Jahren ging die Polizei laut eigenen Angaben 6400 Ermittlungsspuren nach und führte rund 3600 Vernehmungen durch. Spezialisten erstellten 250 Gutachten, die Ermittlungsunterlagen füllen rund 450 Aktenordner.

Die Leiche des Mädchens sei inzwischen freigegeben worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bayreuth am Montag. Peggys Familie bedankte sich nun ausdrücklich bei der Sonderkommission der Polizei, die zuletzt in dem Fall ermittelt hatte: «Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der SOKO III für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und dass sie ihr Versprechen eingelöst und Peggy nach Hause gebracht haben.»


Bildnachweis: © David Ebener/dpa
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