8. November 2024 / Weltnews

Elefantenkuh Mary aus Berlin ist die «Königin des Duschens»

Auch Elefanten können mit Werkzeugen umgehen: Das zeigt Elefantenkuh Mary, die außergewöhnlich geschickt mit einem Schlauch ist. Das Verhalten eines anderen Tieres erstaunte Forschende noch mehr.

«Duschverhalten wie dieses habe ich bei keinem anderen Elefanten gesehen», sagte Forscherin Lena Kaufmann.

Forschende nennen sie die «Königin des Duschens»: Elefantenkuh Mary aus dem Berliner Zoo beherrscht laut einer Studie einen außergewöhnlich geschickten Umgang mit dem Wasserschlauch. Das Tier benutze den Schlauch zum Duschen, obwohl Elefanten sich normalerweise mit Hilfe ihres Rüssels abspritzten, schreiben Forschende der Berliner Humboldt-Universität und des Berliner Zoos. 

«Duschverhalten wie dieses habe ich bei keinem anderen Elefanten gesehen», sagte Co-Autorin Lena Kaufmann. Die Forscherinnen und Forscher beobachteten, wie die Asiatische Elefantenkuh ihren Körper systematisch und für mehrere Minuten abbrauste. «Es hat von Anfang an so gewirkt, als würde sie nach einem Plan vorgehen.» 

Die Forschenden stießen durch Zufall auf das ungewöhnliche Verhalten des Tieres, und widmeten Mary daraufhin die Studie, welche im Fachblatt «Current Biology» erschien. Mary sei nie darauf trainiert worden, heißt es darin. 

Schlauch wird wie ein Lasso benutzt

Für unterschiedliche Körperteile verwende die Elefantin unterschiedliche Techniken. Um ihre Körperseiten zu bespritzen, umgreife sie den Schlauch für gewöhnlich kurz hinter der Öffnung mit ihrem Rüssel. Um den Rücken zu erreichen, umfasse sie den Schlauch hingegen weiter hinten und schwinge ihn wie eine Art Lasso über ihren Kopf. «Motorisch gesehen ist das ein sehr komplexer Vorgang», sagte Biologin Kaufmann. 

Interessant sei auch, dass Mary - abhängig davon, ob sie sich mit ihrem Rüssel oder dem Schlau dusche - unterschiedliche Körperseiten ansteuere. Mit dem Rüssel dusche sie vorzugsweise ihre rechte Seite, mit dem Schlauch ihre linke. 

Eine richtige Erklärung habe sie dafür nicht, sagte Kaufmann. Vielleicht benötige der Werkzeuggebrauch kognitiv eine andere Verarbeitung. Auch bei anderen Tierarten wurde den Forschenden zufolge beobachtet, dass für die Verwendung von Werkzeugen eine bestimmte Seite bevorzugt wird.

Andere Elefantin stört beim Duschen

Noch mehr erstaunt waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler allerdings vom Verhalten einer weiteren Elefantenkuh. Anchali beobachtete Mary der Studie zufolge beim Duschen und versuchte scheinbar mehrfach, den Duschvorgang zu sabotieren. Sie zog den Schlauch zu sich und versuchte, ihn mit ihrem Rüssel zu knicken und anzuheben, wodurch der Wasserfluss für kurze Zeit unterbrochen wurde. «Es ist nicht eindeutig zu beantworten, ob das Ziel von Anchali war, das Wasser zu stoppen», sagte Kaufmann. Möglich sei es aber.

Mary ist nach Angaben der Wissenschaftlerin 50 Jahre alt und lebt seit 1987 in Berlin. Die Elefantin sei sehr dominant. Sie werde im Zoo oft mit den Bullen zusammengestellt, weil sie mit denen besser klarkomme als mit den anderen Kühen. «Sie mag die Jungtiere nicht besonders gerne und lässt sich schnell ärgern.» 

Es komme häufig vor, dass Mary die jüngere Anchali in die Schranken weise und ihr einen Klaps mit dem Rüssel gebe. Wollte Anchali sich also mit ihren Sabotageakten rächen? Ein Motiv hätte sie auf jeden Fall, meinten die Forschenden. 

Rüssel kann ein Reiskorn aufheben

Elefanten sind sehr intelligente Tiere und haben zum Beispiel die Fähigkeit, sich selbst im Spiegel zu erkennen, wie Kaufmann erklärte. Mit ihrem Rüssel könnten sie sehr feinmotorisch arbeiten und zum Beispiel ein Reiskorn aufheben oder eine Schraube aufdrehen. Die Elefantin Pang Pha aus dem Berliner Zoo schält mit Hilfe einer bestimmten Wurftechnik manche ihrer Bananen - obwohl die Tiere die Schale für gewöhnlich mitessen.


Bildnachweis: © Lea Urban/Zoo Berlin/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

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