16. Januar 2024 / Weltnews

Seenotretter helfen mehr als 3500 Menschen

Seenotretter helfen bei drohender Gefahr oder Seenot. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hatte 2023 mehr Einsätze als im Vorjahr - und prominente Botschafter.

Ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter sind die Band Santiano (l-r): Hans-Timm „Timsen“ Hinrichsen, Björn Both, Peter David „Pete“ Sage und Axel Stosberg.

Die deutschen Seenotretter auf Nord- und Ostsee haben im vergangenen Jahr 3532 Menschen Hilfe geleistet. Insgesamt absolvierten die Seenotretter 1938 Einsätze, wie Sänger Björn Both von der Shanty-Rock-Formation Santiano auf der Bilanz-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Laboe bei Kiel sagte. Die Band wurde dabei als 25. ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter vorgestellt.

Allein 103 Menschen mussten sie aus Seenot retten. 2022 hatten die Seenotretter 91 Menschen aus Seenot geholfen. Die Zahl der Einsätze insgesamt lag 2023 etwas höher als im Vorjahr, als bei 1883 Einsätzen 3289 Menschen geholfen wurde.

Pete Sage von Santiano war in Seenot

2023 befreiten Einsatzkräfte mit ihren 60 Seenotrettungskreuzern und -Booten 402 Menschen aus drohender Gefahr (2022: 306). Sie brachten 304 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Schiffen, Inseln oder Halligen zum Festland (2022: 361). 40 Schiffe oder Boote wurden vor dem Totalverlust bewahrt (2022: 39).

Der Geiger der Band Santiano, Pete Sage, war im vergangenen Frühjahr in der Kieler Bucht selbst in Seenot geraten und auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen. Seine Segeljacht sei dabei untergegangen, sagte Sage. Gerade noch rechtzeitig sei es ihm mit dem Mobiltelefon gelungen, die Wasserschutzpolizei zu alarmieren. «Es war knapp. Es war richtig knapp.»

«Man weiß, dass das Schiff verloren ist. Das war's. Tschüss», sagte Sage. Die Besatzung der in Laboe stationierten «Berlin» rettete ihn und seine Frau aus der Ende März seinen Angaben zufolge fünf Grad kalten Ostsee. «Ich bin glücklich und begeistert über so fähige Leute», sagte Sage.

Sammelschiffchen der DGzRS stets dabei

Santiano folgen als Botschafter auf den deutschen Kitesurfer Linus Erdmann. Der Liedermacher Reinhard Mey hatte diese Tradition 2000 gestartet. «Als Menschen, die selbst sehr viel Zeit auf See verbringen, wissen wir die Seenotretter sehr zu schätzen», sagte Sänger Both. Er ist ebenfalls Segler. «Vor ihrer selbstlosen, herausfordernden und zutiefst menschlichen Leistung ziehen wir unseren Hut.» Die Musiker haben bei ihren Konzerten stets eines der bekannten Sammelschiffchen der DGzRS dabei.

Einen der umfangreichsten Einsätze leisteten die Seenotretter Ende Oktober nach der Kollision der Frachtschiffe «Verity» und «Polesie» in der Nordsee. Die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See koordinierte während des mehr als 18 Stunden andauernden Einsatzes von rund zwei Dutzend Schiffen und Luftfahrzeugen die Such- und Rettungsmaßnahmen. Zwei Seeleute konnten damals gerettet werden, fünf weitere kamen beim Untergang der «Verity» ums Leben.

DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey appellierte: «Wir sagen ja immer: Leute, ruft uns möglichst früh, egal ob Schifffahrt oder Wassersport.»

Die Einsatzkräfte der DGzRS sind in Deutschland für «Search and Rescue» (Suchen und Retten) zuständig, wann immer Menschen im offenen Meer in Not geraten. Seit ihrer Gründung vor mehr als 158 Jahren halfen sie nach eigenen Angaben mehr 86 800 Menschen. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Flensburgs. Ihre Arbeit ist spendenfinanziert.

2023 hat die Gesellschaft drei neue Seenotrettungsboote in Betrieb genommen, zuletzt einen 10,1-Meter-Neubau in der Station im niedersächsischen Neuharlingersiel. In Kürze soll ein neues, 8,9 Meter langes Seenotrettungsboot auf der Station Fehmarn mit Liegeplatz in Burgstaaken zum Einsatz kommen. Nach DGzRS-Angaben sind die Boote und Kreuzer durchschnittlich 30 Jahre lang im Einsatz auf Nord- und Ostsee.


Bildnachweis: © Die Seenotretter/DGzRS/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Erste West-Nil-Virus-Infektion erfasst - «erhöhte Aktivität»
Weltnews

Mit dem West-Nil-Virus übertragen einheimische Stechmücken seit einigen Jahren einen potenziell tödlichen Erreger. In diesem Jahr könnte es vergleichsweise viele Fälle geben.

weiterlesen...
Institut: Wieder sterben zahlreiche Amseln am Usutu-Virus
Weltnews

Vor sechs Jahren sind in Deutschland zahlreiche Amseln gestorben. Ein Grund dafür war das Usutu-Virus. Es ist auch 2024 wieder aktiv - viele tote Tiere werden gemeldet.

weiterlesen...
Behörde: Mehr Mpox-Fälle in Europa zu erwarten
Weltnews

Die Krankheit Mpox könnte sich erneut verstärkt verbreiten. In Europa gibt es bereits mindestens einen Fall einer neuen Variante, weitere folgen sehr wahrscheinlich. Trotzdem beruhigen Fachleute.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Alkohol am Steuer: Timberlake bekennt sich schuldig
Weltnews

Die Anklage warf Justin Timberlake vor, betrunken Auto gefahren zu sein. Nun gab der Popstar Schuld zu - zumindest teilweise.

weiterlesen...
Missbrauchsfälle im englischen Rotherham: Lange Haftstrafen
Weltnews

Sieben Männer werden zu Gefängnisstrafen von bis zu 25 Jahren verurteilt. Die Vergehen an zwei minderjährigen Mädchen sollen zu den schlimmsten des jahrelangen bandenmäßigen Missbrauchs gehören.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Alkohol am Steuer: Timberlake bekennt sich schuldig
Weltnews

Die Anklage warf Justin Timberlake vor, betrunken Auto gefahren zu sein. Nun gab der Popstar Schuld zu - zumindest teilweise.

weiterlesen...
Missbrauchsfälle im englischen Rotherham: Lange Haftstrafen
Weltnews

Sieben Männer werden zu Gefängnisstrafen von bis zu 25 Jahren verurteilt. Die Vergehen an zwei minderjährigen Mädchen sollen zu den schlimmsten des jahrelangen bandenmäßigen Missbrauchs gehören.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner