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Ein Knall mit verheerenden Folgen hat am Freitag die Hauptstadt erschüttert. Das riesige Aquarium Aquadom mit 1500 Fischen in einem Hotel nahe dem Berliner Alexanderplatz ist zerborsten. Eine Million Liter Wasser ergossen sich am sehr frühen Morgen aus dem zerstörten 16 Meter hohen Glaszylinder in das Hotel und auf die Straße.Doch weil so früh morgens zahlreiche Hotelgäste noch nicht im Erdgeschoss unterwegs waren, wurden nur zwei Menschen leicht verletzt. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Stattdessen wird eine Materialermüdung bei dem 16 Meter hohen Aquadom vermutet.Die Polizei und viele Hotelgästen sprachen von einem sehr lauten Knall, der zu hören war. Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel ein. Teile der Fassade des Hotels flogen auf die Straße, große Mengen Wasser strömten aus dem Hotel. Polizei und Feuerwehr waren seit dem Morgen mit jeweils etwa 100 Personen im Einsatz.Nur wenige Fische können gerettet werdenNach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter im Lichthof des Hotels, durch den ein Fahrstuhl führt, auf der Stelle zerstört. «Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig», sagte ein Sprecher. «Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.» Das Erdgeschoss liege «komplett in Trümmern».Von den rund 1500 Fischen im Wasser überlebten nur wenige in Pfützen. Hotelgäste berichteten, dass im durchnässten Erdgeschoss zwischen den Resten des Beckens überall tote Fische lagen. Weitere Hunderte Fische in Becken im Keller, die der Nachzucht dienten, überlebten. Das Sea Life mit vielen weiteren großen und kleinen Aquarien befindet sich etwas entfernt im selben Gebäudekomplex und blieb heil.Die Berliner Feuerwehr konnte nach eigenen Angaben noch einige Dutzend Fische im unteren Bereich des zerborstenen Gefäßes lebend finden. Spezialkräfte hätten diese geborgen, sagte Feuerwehrsprecher James Klein. «Ich denke, an der Zahl waren das etwa drei Bottiche.» Es handele sich um Süß- und Salzwasserfische. Die Tiere würden nun getrennt untergebracht. Die Salzwasserfische kommen demnach in die benachbarte Unterwasserwelt mit weiteren Aquarien. Die Süßwasserfische sollen am Samstag in Aquarien des Zoos gebracht werden. Statiker müssen nun die Sicherheit der Gebäude überprüfen. Viel Wasser sei in die Kanalisation gelaufen, viel aber auch in Keller und benachbarte Einrichtungen - etwa das DDR-Museum. Der Aquadom war nach Angaben der Betreiber das «größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt», eine bekannte Attraktion in Berlin. Es war ein Behälter aus Acrylglas, der einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Die Scheiben sollen 20 Zentimeter dick gewesen sein.Fische aus über 100 verschiedenen Arten schwammen in den 1000 Kubikmetern Salzwasser. Das entsprach einem Gewicht von 1000 Tonnen. Das Aquarium wurde den Angaben zufolge bis Sommer 2020 umfassend modernisiert und öffnete dann wegen der Corona-Pandemie erst 2022 wieder. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damaligen Mitteilungen und Berichten knapp 13 Millionen Euro gekostet haben.Giffey spricht von «Glück im Unglück»Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach an der Unglücksstelle von einer immensen Zerstörung. «Das ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat über die Hotelräumlichkeiten, die anliegenden Restaurants», sagte Giffey. Berlin habe aber großes Glück gehabt. «Wenn das Ganze nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir über furchtbare menschliche Schäden berichten», sagte sie und sprach von «Glück im Unglück».Die Eigentümerfirma des Aquadoms zeigte sich «bestürzt über das Unglück». Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders sei noch «völlig unklar», sagte ein Sprecher der Firma Union Investment. «Wir versuchen, uns derzeit in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr vor Ort ein genaueres Bild von der Lage und des entstandenen Schadens zu verschaffen.»Sea Life zeigte sich ebenfalls «bestürzt». Das Unternehmen betonte zugleich die Eigenständigkeit des Großaquariums: «Der Aquadom ist eine eigenständige Attraktion und ist nicht im Besitz des Sea Life Berlin, auch Wartung und Instandhaltung liegen nicht beim Sea Life Berlin», hieß in einer Mitteilung. Zwar sei der Besuch in den Großaquarium in Eintrittskarten und Marketingaktivitäten enthalten gewesen. Besitzer sei aber die Firma Union Investment.Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte: «Die Ermittlungen zur Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung.»Auch der Aquarien-Hersteller Florian Schuran hält ein Materialversagen als Ursache für gut möglich. «Das Becken ist, glaube ich, jetzt 18 Jahre alt, besteht aus mehreren Klebenähten und das sind dann immer die Schwachstellen, die in dem Falle versagen können», sagte der Geschäftsführer der Firma New Wave aus Wassenberg (Nordrhein-Westfalen).Hotelgäste hören explosionsähnlichen KnallNach Angaben der Feuerwehr lief ein großer Teil des Wassers durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden. Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht.Wegen der schweren Beschädigungen mussten die Gäste des Hotels das Gebäude verlassen. Knapp 300 Personen befanden sich noch in dem Hotel. Einige von ihnen berichteten übereinstimmend von einem explosionsähnlichen Knall. «Wir haben uns richtig erschrocken», sagte eine junge Frau.Karin Wicki und Sandra Hoffmann aus der Schweiz schilderten: «Es ist alles zerstört im Innenraum. Da liegen tote Fische. Die ganzen Möbel sind zerstört. Die Scheiben sind zerstört. Überall Scherben.» Sie seien erst kurz vor 9.00 Uhr informiert worden, dass sie das Hotel verlassen müssten.Auch in der Vergangenheit waren zuweilen Aquarien geplatzt - wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Verletzt wurden 16 Menschen. Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material.Picture credit: © Iva Yudinski/instagram/tnn/dpaCopyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten