26. Juli 2024 / Weltnews

Aids-Konferenz geht mit positiven Signalen zu Ende

Neue Medikamente zur Prävention, eine ungewöhnliche Heilung: Auch wenn die UN-Ziele im Kampf gegen HIV weiter in Gefahr sind, gehen von der Welt-Aids-Konferenz in München positive Signale aus.

Professor Christoph Spinner sieht nach der Welt-Aids-Konferenz hoffnungsvolle Signale

Mit hoffnungsvollen Impulsen für einen besseren Schutz vor HIV weltweit geht in München die Welt-Aids-Konferenz zu Ende. Es seien Daten vorgestellt worden, die zuversichtlich stimmten, sagte der örtliche Kongresspräsident Christoph Spinner. HIV sei mittlerweile sehr gut behandelbar - und es gebe große Fortschritte in der Prävention. 

Mehr Anstrengungen für HIV-Ziel der UN

Es brauche dennoch mehr Anstrengungen und verbindliche Finanzierungszusagen der Länder, um wie von den UN angestrebt HIV bis 2030 weitgehend zu besiegen und die Neuinfektionsraten um 90 Prozent zu reduzieren. Bundeskanzler Olaf Scholz habe zum Start des Kongresses mit der Zusage, dass Deutschland sich weiter unvermindert an der Finanzierung von Programmen wie dem Global Fund beteilige, einen wichtigen Schritt getan. 

Erstmals nach gut 30 Jahren gastierte die weltweit größte Konferenz zu HIV und Aids wieder in Deutschland, fast 10.000 Teilnehmende kamen, weitere 2000 waren online dabei. Wichtig sei auch das Vernetzen gewesen, sagte Spinner. «Wir haben die Menschen aus Politik, Wissenschaft und Community zusammengebracht.»

«Gamechanger» bei Prävention in Sicht

Bei der Prävention liegen laut Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, große Hoffnungen auf einem halbjährlich zu spritzenden Medikament, das bei einer Studie mit mehr als 5300 jungen Frauen und Mädchen im südlichen Afrika eine HIV-Infektion zu 100 Prozent verhinderte. Das könne zum «Gamechanger» werden: «Da liegt eine Chance für den Durchbruch in der Prävention.» 

Die Frage sei nun, ob das Mittel - wie von Aktivisten und vom UN-Programm UNAIDS gefordert - rasch und kostengünstig besonders in stark von HIV betroffenen Regionen zur Verfügung gestellt werden könne.

Auch in Deutschland fehlen bestimmte Medikamente   

Eine Reihe von Studien zeigten zudem Behandlungserfolge über mittlerweile teils 25 Jahre. Es gehe aber um ausreichenden Zugang zu lebensrettenden Medikamenten in aller Welt. «In Deutschland haben wir hier im Allgemeinen kein Problem.» Mehr als 95 Prozent der Menschen mit HIV bekommen hier Medikamente, die auch einer Übertragung des Virus unterbinden. Weltweit sind es nach UNAIDS-Zahlen jedoch 77 Prozent bei den Erwachsenen - und nur 57 Prozent bei Kindern bis 14 Jahren. 

«Auch in Deutschland wurden neue Medikamente zuletzt nicht mehr eingeführt oder zurückgenommen, was mich sehr nachdenklich stimmt», sagte Spinner. Das betreffe vor allem Medikamente für Menschen, die seit vielen Jahren behandelt werden und die daher auf Reservemedikamente angewiesen seien. Hier müsse die Politik in Deutschland handeln. 

Bei der Prävention sei auch in Deutschland «noch Luft nach oben», wie steigende Infektionszahlen bei Heterosexuellen, vor allem aber bei intravenös Drogenkonsumierenden zeigten. Spinner mahnte hier erneut auch in Bayern die Einrichtung von Drogenkonsumräumen und integrierte Hilfsangebote an, wie sie in anderen Bundesländern wie auch anderen Ländern längst bestehen.

Sorge um Erstarken der Rechten 

Sorge bereitet Fachleuten die politische Entwicklung weltweit. «Wo rechte Kräfte erstarken, da sehen wir, dass die HIV-Infektionen zunehmen - weil die Risikogruppen kriminalisiert werden», sagte Spinner. Das zeige sich etwa in Osteuropa, ein Schwerpunktthema der Konferenz. 

Fragen blieben nach der erneuten Heilung eines HIV-Patienten an der Berliner Charité. Bei diesem als «zweiten Berliner Patienten» bezeichneten Mann war nach einer Stammzelltransplantation im Zuge einer Krebsbehandlung das HI-Virus nicht mehr nachweisbar - obwohl der Spendende nicht über eine vollständige seltene HIV-Immunität verfügte. 

«Es geht jetzt darum, das zu verstehen, um das Prinzip der Heilung im Rahmen neuer Optionen auch anderen Patienten anbieten zu können», sagte Spinner. Eine Stammzelltransplantation mit ihren hohen Risiken sei aber nur für Patienten mit einer lebensbedrohenden Krankheit ein Weg. 


Bildnachweis: © Angelika Warmuth/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Schüsse auf Jamaika: acht Tote - darunter ein Kind
Weltnews

Eine Partie Bingo in einer Autowaschanlage endet in einem Kugelhagel. Jamaika hat eine der höchsten Mordraten der Welt, auch kleinere Gemeinden sind nicht sicher. Ein Achtjähriger ist unter den Toten.

weiterlesen...
Erste West-Nil-Virus-Infektion erfasst - «erhöhte Aktivität»
Weltnews

Mit dem West-Nil-Virus übertragen einheimische Stechmücken seit einigen Jahren einen potenziell tödlichen Erreger. In diesem Jahr könnte es vergleichsweise viele Fälle geben.

weiterlesen...
Institut: Wieder sterben zahlreiche Amseln am Usutu-Virus
Weltnews

Vor sechs Jahren sind in Deutschland zahlreiche Amseln gestorben. Ein Grund dafür war das Usutu-Virus. Es ist auch 2024 wieder aktiv - viele tote Tiere werden gemeldet.

weiterlesen...

Neueste Artikel

König Charles: «Eine Umarmung? Warum nicht!»
Weltnews

Der britische Monarch empfängt Rugbyspielerinnen aus Neuseeland, die eine ungewöhnliche Bitte an ihn haben.

weiterlesen...
Debatte nach Einsturz: Wer hilft den deutschen Brücken?
Weltnews

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden stürzt in die Elbe. Das facht die Diskussion um den Zustand der Straßen und Brücken in Deutschland an, Kritik wird laut. Wie geht es jetzt weiter?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

König Charles: «Eine Umarmung? Warum nicht!»
Weltnews

Der britische Monarch empfängt Rugbyspielerinnen aus Neuseeland, die eine ungewöhnliche Bitte an ihn haben.

weiterlesen...
Debatte nach Einsturz: Wer hilft den deutschen Brücken?
Weltnews

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden stürzt in die Elbe. Das facht die Diskussion um den Zustand der Straßen und Brücken in Deutschland an, Kritik wird laut. Wie geht es jetzt weiter?

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner